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Eskalation in Nicaragua - Bischöfe gewaltsam attackiert

Lage in Nicaragua
Foto: Carlos Herrera (dpa) | 09.07,2018, Nicaragua, Diriamba: Der Erzbischof von Managua, Kardinal Leopoldo Brenes (M), der Nuntius in Nicaragua, Erzbischof Waldemar Stanislaw Sommertag (2.v.r.) und mehrere katholische Priester versuchen in eine ...

In Nicaragua haben regierungsnahe Schläger Managuas Weihbischof Silvio Baez bei einem Angriff auf die Basilika San Sebastian in Diriamba leicht verletzt. Damit haben die schweren Unruhen, die das mittelamerikanische Land seit drei Monaten erschüttern, am Montag (Ortszeit) eine neue Eskalationsstufe erreicht. Baez teilte auf seinem Twitter-Account mit, er sei geschlagen und bedroht worden, zudem seien ihm die bischöflichen Insignien entrissen worden.

Wenig später zeigte Baez Fotos von sich mit blutverschmierter Kleidung. „Das ist nichts im Vergleich zu dem, was das Volk durchmachen muss“, sagte Baez später laut Medienberichten. Zuletzt hatte die Menschenrechtskommission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) Schutzmaßnahmen für Baez gefordert, der via Twitter kontinuierlich über Menschenrechtsverletzungen der Regierung berichtet.

Wie die Erzdiözese Managua in einer Stellungnahme mitteilte, befanden sich unter den attackierten Kirchenvertretern auch Kardinal Leopoldo Brenes und Nuntius Waldemar Sonntag. Sie blieben unverletzt. Bei dem Angriff wurde auch ein Fotograf der Tageszeitung „La Prensa“ und ein Kameramann attackiert. Ihre Ausrüstung wurde zerstört, ein Journalist des Portals „100% Noticias“ wurde verprügelt.

Nach Kirchenangaben befand sich die Delegation in der Region, um nach neuerlichen Angriffen paramilitärischer Banden den Opfern Beistand zu leisten. Die lokale Menschenrechtsorganisation ANPDH berichtet, dass bei den Attacken regierungsnaher Gewalttäter am Wochenende allein neun Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Zudem wollten die Bischöfe die Freilassung einer Gruppe von rund zehn Demonstranten erreichen, die in der Basilika Zuflucht gesucht hatten.

Wie die regierungskritische Tageszeitung „La Prensa“ berichtet, verurteilte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) die Attacke: „Nachdem Ortega die Bevölkerung mit Entführungen, Folter und Morden terrorisiert, führt er seine Banden gegen jene, die den Opfern bestehen“, schrieb HRW-Lateinamerika-Direktor Jose Miguel Vicano. Die OAS müsse gegen den Zynismus Ortegas, der zum Dialog aufrufe und die vermittelnden Bischöfe angreife, handeln. Auch Amnesty International verurteilte die jüngsten Gewaltausbrüche scharf. „Die Botschaft, die die nicaraguanischen Behörden aussenden, ist die, dass sie bereit sind, jedwedes Mittel anzuwenden, um die Stimmen zum Schweigen zu bringen, die gegen diese Welle der Unterdrückung demonstrieren“, sagte Erika Guevara Rosas, Amerika-Direktorin von Amnesty.

DT/KNA

 

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