Wie ein gestrandeter backsteinerner Tanker ragt die St. Nikolai-Kirche von Bad Wilsnack über das Havelberger Land im nördlichen Brandenburg. Der Wanderer oder Autofahrer, der in dieses Städtchen kommt, über dem zuweilen mehr Störche kreisen als Menschen leben, wundert sich. Wie hat sich diese riesige Kirche in den Ort verirrt? Sie stammt aus dem Mittelalter, als „Welsnach“ noch einer der fünf bedeutendsten Wallfahrtsorte in Europa war. Vor 500 Jahren war Welsnach als Wallfahrtsort in aller Munde, so wie heute Rom oder Santiago de Compostela. In den Sommermonaten strömten bis zu 100 000 Pilger in das kleine Städtchen in den Niederungen der Elbe.
Einst das Santiago Nordeuropas
Die Blutwunderkirche in Bad Wilsnack – einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte im Mittelalter Von Hinrich E. Bues