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Die in der Taufe geschenkte Gnade braucht Formung

Der Neokatechumenale Weg feiert sein 50-jähriges Bestehen. Begonnen hat alles in spanischen Elendsquartieren, die der Kunstabsolvent "Kiko" Argüello eher zufällig besuchte. Von José García
Kiko Argüello
Foto: Stefano dal Pozzolo (KNA) | Kiko Argüello, Gründer der katholischen Gemeinschaft Neokatechumenaler Weg, spricht bei der Feier zu 50 Jahren Neokatechumenat in Rom am 5. Mai 2018 in Tor Vergata in Rom. Neben ihm steht ein großes Kruzifix.

Durch eine noch nie dagewesene Landflucht entstanden in den fünfziger Jahren in spanischen Großstädten Elendsquartiere, so etwa Palomeras Altas in Madrid. Dorthin kam 1964 eher zufällig Francisco José „Kiko“ Argüello. Der 1939 geborene Kunstabsolvent, der kurz zuvor den christlichen Glauben wiedergefunden hatte, entdeckte in den „Leiden der Unschuldigen“ Christus. Kiko, der in eine der Baracken zog, begann zusammen mit Carmen Hernández, den Bewohnern des Elendsviertels das Evangelium zu verkünden. Sie bekamen Unterstützung durch den Madrider Erzbischof Casimiro Morcillo. 1968 zogen die beiden nach Rom, wo sie durch Generalvikar Angelo Dell’Acqua in einer Pfarrei eine Katechese begannen.

In Rom erhielt die Gemeinschaft auch ihren Namen in Anlehnung an das in den ersten christlichen Jahrhunderten übliche Katechumenat. „Viele Getaufte kennen Gott eher vom Hörensagen als durch eine persönliche Begegnung. Daher braucht es nicht nur Glaubenskurse, die nach einigen Wochen wieder zu Ende sind, sondern eine ‚Formation’, eine ‚Jüngerschaftsschule’, ein ‚Katechumenat’, in dem die in der Taufe geschenkte Gnade wachsen und sich entfalten kann. Diese Formation ist der Beitrag des neokatechumenalen Wegs zur Neu-Evangelisierung“, erklärt dazu der Kölner Weihbischof Ansgar Puff im Gespräch mit dieser Zeitung.

Im Jahr 1988 sandte Johannes Paul II. erstmals mit dem Neokatechumenalen Weg verbundene Familien in die ganze Welt, damit sie in Pfarreien arbeiten. Allerdings wird hin und wieder bemängelt, dass sie in manchen Pfarreien die Gemeinden spalten. Dazu Weihbischof Puff: „Die Gemeinschaften des Neokatechumenats gehören genau so zur Pfarrei wie andere Gemeinschaften oder Verbände auch. Jede Kolpingfamilie oder jeder Pfadfinderstamm führt ja berechtigterweise ein gewisses Eigenleben in der Pfarrei, und gehört trotzdem zur Pfarrei. Schließlich ist der Pfarrer der Garant der Einheit in der Pfarrei. Darum gibt es den neokatechumenalen Weg nur in den Pfarreien, in denen der Pfarrer diese Möglichkeit der Neuevangelisierung wünscht“.

Ebenfalls 1988 öffnet in Rom das erste Priesterseminar „Redemptoris Mater“ seine Pforten, in dem ausschließlich Seminaristen des Neokatechumenalen Wegs ausgebildet werden. Im Jahre 1990 folgt die Anerkennung des Neokatechumenalen Wegs durch Papst Johannes Paul II., 2008 die endgültige Approbation.

Neben der Aussendung von Familien besteht ein Teil des apostolischen Wirkens in der „großen Mission auf den Plätzen“. Sie findet in 135 Ländern statt, um das „Kerygma“ bis an die Ränder der Gesellschaft zu tragen. Zu den Eigenschaften des Neokatechumenalen Wegs, der heute mit etwa 1,5 Millionen Mitgliedern in der ganzen Welt vertreten ist, gehören die Entdeckung der jüdischen Wurzeln des Christentums und die daraus resultierende Liebe zu den Juden als „ältere Brüder“.

In diesem Zusammenhanf findet am 10. Juni in der Berliner Philharmonie die Aufführung von Kiko Argüellos Symphonie „Das Leiden der Unschuldigen“ statt. Argüello versteht seine Symphonie, die 2011 im Heiligen Land und im Vatikan uraufgeführt wurde, als „musikalisches Geschenk an das jüdische Volk“.

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