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Die Frohe Botschaft fordert den Menschen zur Umkehr und zum Glauben auf

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters beim Angelus am 18. Februar.
Pope Francis' general audience
Foto: Giorgio Onorati (ANSA) | Papst Franziskus.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Am heutigen ersten Sonntag der Fastenzeit ruft das Evangelium die Themen der Versuchung, der Umkehr und der Frohen Botschaft in Erinnerung. Der Evangelist Markus schreibt: „Danach trieb der Geist Jesus in die Wüste. Dort blieb Jesus vierzig Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt“ (Mk 1,12-13). Jesus geht in die Wüste, um sich auf seine Mission in der Welt vorzubereiten. Er bedarf keiner Umkehr, doch als Mensch muss er diese Prüfung durchmachen, sowohl für sich selbst, um dem Willen des Vaters zu gehorchen, als auch für uns, um uns die Gnade des Siegs über die Versuchungen zu schenken. Die Vorbereitung besteht darin, gegen den Geist des Bösen, das heißt gegen den Teufel zu kämpfen. Auch für uns ist die Fastenzeit eine Zeit geistlicher „Agonistik“, eine Zeit des geistlichen Kampfs: wir sind aufgerufen, dem Bösen durch das Gebet entgegenzutreten, damit wir es mit Gottes Hilfe in unserem Alltag besiegen können. Wir wissen, dass das Böse in unserem Dasein und um uns herum leider am Werk ist, wo sich Gewalt, die Ablehnung des anderen, Verschlossenheit, Kriege, Ungerechtigkeit zeigen. Alles das sind Werke des Teufels, des Bösen.

Gleich nach den Versuchungen in der Wüste beginnt Jesus, das Evangelium zu verkünden, das heißt die Frohe Botschaft - der zweite Begriff. Der erste lautete „Versuchung“, der zweite „Frohe Botschaft“. Und diese Frohe Botschaft fordert den Menschen zur Umkehr – der dritte Begriff – und zum Glauben auf. Jesus verkündet: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (V. 15), glaubt also an diese frohe Botschaft, dass das Reich Gottes nahe ist. In unserem Leben bedürfen wir immer der Umkehr – jeden Tag! -, und die Kirche lässt uns dafür beten. Denn wir sind nie genügend auf Gott ausgerichtet und müssen unser Herz und unseren Verstand stets neu auf ihn lenken. Um das zu tun, müssen wir den Mut haben, alles zurückzuweisen, was uns vom Weg abbringt, die falschen Werte, die uns täuschen, indem sie auf heimtückische Weise unseren Egoismus anlocken. Wir müssen vielmehr auf den Herrn vertrauen, auf seine Güte und seinen Liebesplan für einen jeden von uns. Die Fastenzeit ist eine Zeit der Buße, gewiss, aber sie ist keine traurige Zeit! Sie ist eine Zeit der Buße aber sie ist keine traurige Zeit, keine Zeit der Trauer. Sie ist das freudige und aufrichtige Bemühen, unseren Egoismus abzulegen, unseren alten Menschen, und uns unserer Taufgnade gemäß zu erneuern.

Nur Gott kann uns das wahre Glück schenken, es ist zwecklos, wenn wir unsere Zeit damit verlieren, es anderswo zu suchen: in Reichtümern, Vergnügungen, Macht, in der beruflichen Karriere… Das Reich Gottes ist die Verwirklichung all unserer Wünsche, weil es gleichzeitig Heil des Menschen und Herrlichkeit Gottes ist. Am heutigen ersten Sonntag der Fastenzeit sind wir eingeladen, aufmerksam auf diesen Aufruf Jesu zur Umkehr und zum Glauben an das Evangelium zu hören und ihn anzunehmen. Wir sind aufgefordert, uns voller Eifer auf den Weg zum Osterfest zu machen, um immer mehr die Gnade Gottes anzunehmen, der die Welt in ein Reich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Geschwisterlichkeit verwandeln will.

Die allerseligste Jungfrau Maria helfe uns, diese Fastenzeit in der Treue gegenüber dem Wort Gottes und in unablässigem Gebet zu leben, so wie Jesus in der Wüste. Das ist nicht unmöglich! Es geht darum, die Tage in dem Verlangen zu leben, die Liebe anzunehmen, die von Gott kommt und die unser Leben und die ganze Welt verwandeln will.

Nach dem Gebet des Angelus grüßte der Papst einzelne Gruppen auf dem Petersplatz und sagte außerdem:
Liebe Brüder und Schwestern!

In einem Monat, vom 19. bis 24. März, werden etwa dreihundert Jugendliche aus der ganzen Welt zu einem Vorbereitungstreffen für die Synode im Oktober nach Rom kommen. Ich wünsche mir jedoch sehr, dass alle Jugendlichen maßgeblich an dieser Vorbereitung mitwirken können. Daher werden sie online über Sprachgruppen, die von anderen Jugendlichen geleitet werden, intervenieren können. Der Beitrag der „Internetgruppen“ wird dann mit dem Beitrag der Versammlung in Rom verbunden. Liebe Jugendliche, Ihr könnt die Informationen auf der Webseite des Sekretariats der Bischofssynode finden. Ich danke Euch für Euren Beitrag zu unserem gemeinsamen Weg!

Zu Beginn der Fastenzeit, die – wie ich bereits sagte – ein Weg der Umkehr und des Kampfes gegen das Böse ist, möchte ich einen besonderen Gruß an die Inhaftierten richten: liebe Brüder und Schwestern, die Ihr im Gefängnis seid, ich ermutige einen jeden von Euch, die Fastenzeit als Gelegenheit der Versöhnung und der Erneuerung Eures Lebens unter dem barmherzigen Blick des Herrn zu leben. Er wird niemals müde, zu vergeben.

Ich bitte alle, meiner sowie meiner Mitarbeiter der Römischen Kurie im Gebet zu gedenken, die wir heute Abend die Woche der geistlichen Exerzitien beginnen.

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

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