Bei nahezu jedem Gemeindevortrag wird dem Exegeten die Frage nach der Übersetzung von Matthäus 6, 13a vorgelegt „Und führe uns nicht in Versuchung“. Könnte oder wollte Gott in Versuchung führen? Denn wenn ich jemanden in Versuchung führe, dann heißt das: Ich will, dass er schwach wird, weich wird und fällt. So etwas passt nicht zum Bild Gottes in der Verkündigung Jesu. Um der Verlegenheit Abhilfe zu schaffen, schlägt man dann vor zu übersetzen: „Und führe uns in der Versuchung“. Das ist aber sicher nicht der Sinn des Verses, denn es geht doch mutmaßlich darum, gar nicht erst in die Versuchung zu geraten. Oder man soll übersetzen: „Und führe uns vorbei an der Versuchung“?
Die Crux der Versuchung
Betrachtungen zum Vaterunser (Teil XI). Von Klaus Berger