Nur in einem einzigen kurzen Satz geht es um materielle Nöte: Brot für morgen gib uns heute. Deshalb Brot für morgen, weil das Korn nachts gemahlen, das Mehl dann geknetet, angesetzt und gebacken werden musste. Leider ist das Verständnis der Brotbitte des Vaterunsers durch ein altes philologisches Problem belastet: Das Adjektiv zu „Brot“ ist ein nur einmal belegtes griechisches Wort, von dem man nur ahnen kann, was es bedeutet. Der Einfachheit halber hält man sich daher zumeist an die lukanische Fassung, die hier abweicht und in der es darum geht, dass Gott uns Tag für Tag Brot gibt. Das kann nur das tägliche Brot sein. Das fragliche Adjektiv zu „Brot“ heißt bei Matthäus wie bei Lukas griechisch epiusios.
Die Brotbitte ist ein Bekenntnis
Betrachtungen zum Vaterunser: Christen beten nur kurz um irdische Nöte (Teil VIII). Von Klaus Berger