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Diakon: Offen für die Nöte der Menschen

Notizen von der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Ständiges Diakonat. Von Reinhard Nixdorf
Diakonenweihe
Foto: KNA | Bei der Diakonenweihe knien die Kandidaten einzeln vor dem Bischof und versprechen ihm und seinen Nachfolgern „Ehrfurcht und Gehorsam“. Dabei hält der Bischof die Hände des Kandidaten.

Überall in der Kirche gibt es sie – in Deutschland mehr als dreitausend: die Diakone, geweihte Männer, die im Gottesdienst predigen dürfen, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen halten, aber meist verheiratet sind und Familie haben. Manche von ihnen üben neben ihrem Dienst als Diakon noch einen Beruf im bürgerlichen Leben aus. Es gibt unter ihnen Richter, Bankkaufleute, Kriminalkommissare oder Journalisten. „Kirche wird dadurch noch einmal anders wahrgenommen“, sagte Diakon Peter Höfner. Dann heiße es vom Diakon:

„Das ist einer von uns. Ich erlebe ihn in der Nachbarschaft. Er kennt unsere Probleme, er weiß selber, wo Schwierigkeiten liegen, sei es in der Erziehung der Kinder, sei es im beruflichen Kontext mit den Anforderungen; er kann damit umgehen und weiß, was es auch heißt.“

Denn zum Selbstverständnis der Kirche gehört die diakonische Spiritualität, die tätige Hilfe für Arme, Kranke und Leidende. Im Amt des Diakons wird dies sakramental fassbar, zeichenhaft und erfahrbar für alle Menschen.

Peter Höfner ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Ständiges Diakonat. Die Gemeinschaft, die die Diakone in ganz Deutschland vertritt, kam in der vergangenen Woche zu ihrer Jahrestagung auf Schloss Hirschberg, dem Bistumshaus der Diözese Eichstätt bei Beilngries, zusammen. Das Treffen stand unter dem Leitwort „Die Rolle des Diakons im Kontext der Neuevangelisierung“.

Voneinander und miteinander lernen

„Wir lernen voneinander und miteinander“, sagten Hermann-Josef Klein, der stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Diakon Franz Heim, Ausbildungsleiter im Bistum Eichstätt und Thomas Gerl, der Sprecher der Diakone im Bistum Eichstätt. „Unsere Stärke ist das Beziehungsstiften in der Einzelseelsorge.“ Bei der Tagung betrachteten sie ihren Dienst anhand der Enzyklika „Evangelii nuntiandi“ von Paul VI. im Blick auf die Neuevangelisierung. Als Diakon mit Zivilberuf gebe es manchmal große Divergenzen, doch oft auch Chancen. „Unser Dienst ist immer auf den Menschen ausgerichtet", sagte Hermann-Josef Klein.

„Weit entfernt von Selbstbeweihräucherung versuchen wir vorzuleben, was Glauben im Alltag heißt.“

Hubert Lenz, Pallottinerpater und Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, habe ihnen mit verschiedenen geistlichen Schritten anhand des Emmausweges gezeigt, wie man Menschen mit dem Evangelium in Berührung bringen kann. Neuevangelisierung sei ganz praktisch gemeint, hob Hermann-Josef Klein hervor. „Wir beschäftigen uns mit der Frage, wie bringen wir Menschen mit dem in Berührung, was uns ergriffen hat.“ Als spirituelle Quelle der Diakone nannte Hermann-Josef Klein die tägliche Schriftlesung, „ein unerschöpflicher Schatz, aus dem wir leben“.

Die Aufgaben eines Diakons

Wenn Klemens von Alexandrien schrieb: „In der Kirche ist die Abfolge der Bischöfe, Priester und Diakone, wie ich glaube, eine Nachahmung der Herrlichkeit der Engel!“ und Ignatius von Antiochien die Diakone als „Berater“ des Bischofs bezeichnet, so wird schon in der alten Kirche die Zuordnung des Diakons zum Amt des Bischofs deutlich. Der Bischof von Augsburg, Konrad Zdarsa, der als Mitglied der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz sprach, ließ sich gern als „Scharnier“ zu den Bischöfen bezeichnen und lobte den „lebendigen Dienst des Diakonats in der Ämterstruktur der Kirche“. Für Diakone gebe es unterschiedliche Ausbildungswege, die Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils würden Spannung und Reichtum ausmachen, „wenn man über den Tellerrand hinausschaut“. Als nächstes müsse man sich daranmachen, „dass das Diakonat noch weiter in seinen theologischen Grundlagen geklärt wird“.

Diakone müssten besonders bei der Zusammenlegung von Pfarreien betroffene Menschen unterstützen, neue Räume eröffnen und die Menschen auch im Alltag begleiten, sagte Thomas Gerl: „Wir sorgen uns mit um die Zukunft der Kirche und wollen Veränderungen mittragen.“ Es gehe nicht darum, Diakone zu Ersatzpriestern zu machen, sondern in der Pastoral neue Wege zu suchen, etwa beim Kommunion- und Firmunterricht nicht nur bei den Kindern, sondern gleich auch bei den Eltern Interesse am Glauben zu wecken.

Es hat den Anschein, als zieht dieses Amt, das das Zweite Vatikanische Konzil wieder neu entdeckt hat, Männer im mittleren Alter besonders an. „Es bietet mir einfach die Möglichkeit, dass ich als Mann noch einmal ganz neue Akzentuierungen in mein eigenes Leben hineinbringen kann: in meine Familie, in meinen Beruf und auch im kirchlichen Leben“, sagte Peter Höfner: All das setze einem das eigene Leben noch einmal in ein neues Licht.

Offen für die Nöte der Menschen

„Der Diakon ist für Menschen in Krisensituationen, Gefängnisseelsorge, Krankenhausseelsorge da, sodass in dieser Weise auch dazu beigetragen wird, die christliche Botschaft nach allen Seiten hin zu verkünden“, sagte Bischof Zdarsa.

Offen für die Nöte der Menschen gehen die Diakone nämlich ganz bewusst an die Ränder der Kirche und nehmen Kontakt mit denen auf, die allzu leicht vergessen werden. „Es gibt so eine Situation, wo man als Diakon einkaufen geht und die eigentlich pastoralen Gespräche kurz vor der Kasse geschehen“, berichtete Peter Höfner. Dann entwickelten sich Gespräche nach dem Motto „Ja, was ich schon immer mal sagen wollte“ – ,,So kann aus einem kurzen Anruf auch ein längerer werden, aber es rentiert sich auch für beide Seiten.“ Der Diakon – ein Beruf in der Kirche mit Zukunft. Auch das ergab die Tagung auf Schloss Hirschberg. Ganz im Sinn von Papst Franziskus sorgen die Diakone für einen lebendigen Dialog zwischen Welt und Kirche. Denn, sagte Peter Höfner:

„Wir haben auch ein prophetisches Amt und tragen unsere Stola auch quer. Das heißt: Wir sind Querdenker und von daher müssen wir auch ganz quer neue Wege beschreiten.“

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