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„Der wahre Konservative ist immer antiabsolutistisch“

Der Schriftsteller und Büchner-Preisträger Martin Mosebach tritt bei der Präsentation eines Buches über die Verteidigung der Tradition des italienischen Historikers Roberto Di Mattei als Laudator auf. Dabei betont er die beschränkte Entscheidungsvollmacht des Papstes.
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Foto: Alessandra Tarantino (AP) | 29.06.2018, Vatikan: Eine Statur von St. Petrus ist vor Prälaten zu sehen, die an einer Messe zu Peter und Paul von Papst Franziskus auf dem Petersplatz teilnehmen.

„Der wahre Konservative ist immer antiabsolutistisch“ - diese Ansicht vertritt der Frankfurter Schriftsteller und Büchner-Preisträger Martin Mosebach. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und noch augenfälliger seit dem Pontifikat von Papst Franziskus sei die Kirche an einem neuralgischen Punkt angelangt. Dies erklärte Mosebach als Laudator im Rahmen einer Buchpräsentation des italienischen Historikers Roberto de Mattei in München. Es gehe um die grundsätzliche Frage nach dem Wesen des Papstamtes und der Kirche, in der und für die der Papst wirke. Dabei sei heute in vielen Bereichen ein völlig übersteigerter Papalismus zu beobachten, so Mosebach. Dieser folge dem Fehler, „aus welchen Gründen auch immer das Lehramt über die Tradition zu stellen“.

Der Papst sei gerade wegen seiner dogmatisch definierten Unfehlbarkeit gleichzeitig in seiner Entscheidungsvollmacht höchst beschränkt, da er in allem an die ihm vorgängige Tradition gebunden sei. Mosebach betonte dabei die Notwendigkeit mündlicher Überlieferung und naturrechtlicher Fundierung für jede Form menschlicher Konstitution. Diese gehe immer aller schriftlich-bürokratischer Fassung von Normen voraus. Die Frage, ob ein Katholik den Papst kritisieren dürfe, ist für Mosebach sehr klar zu beantworten: Ja, wenn er sich in Praxis oder Lehre von der Tradition der Kirche entfernt. Dann dürfe ihn der Katholik nicht nur kritisieren, sondern müsse es sogar tun, um die Tradition zu verteidigen.

Wie ein Katholik heute auf die Frage nach dem Verhältnis von Tradition und päpstlichem Lehramt antworten könne, beantworte Roberto de Mattei ebenso historisch fundiert wie gläubig reflektiert in seinem Werk „Verteidigung der Tradition – Die unüberwindbare Wahrheit Christi“. Mosebach betonte das Anliegen des Autors, all denen eine denkerische Handreichung zu geben, die sich innerlich einen Felsen suchten, „auf dem man auch in stürmischen Zeiten stehen“ könne: Die Tradition der Kirche, die von Gott kommt. Dabei verwies der 66-Jährige auf den Gegensatz zur jüngst erschienenen Handreichung der deutschen Bischöfe zur Kommunionzulassung nicht-katholischer Ehepartner in Einzelfällen.

DT/Elisabeth Merhazion/mlu

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Bischof Jesus Christus Martin Mosebach Papst Franziskus Päpste Traditionen Zweites Vatikanisches Konzil

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