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Das Verblassen der Ratzingerianer

Das Zwischenfazit nach fast fünf Jahren Pontifikat von Franziskus: weniger Theologie, mehr Diplomatie. Um viele als "Ratzingerianer" bekannt gewordene Kuriengestalten ist es still geworden.
Mögliche Papst-Nachfolger: Kardinal Marc Ouellet
Foto: Oliver Dietze (dpa) | Um einige "Ratzingerianer" ist es still geworden: Im Bild Kardinal Marc Ouellet, der einst als Benedikts Nachfolger gehandelt wurde.

An der Schwelle zum fünften Pontifikatsjahr von Franziskus zeichnet sich allmählich ein anderes Profil der Einflussreichen im Vatikan ab. Ein erstes Zwischenfazit: weniger Theologie, dafür mehr Diplomatie. Nach dem Theologen Tracisio Bertone ist mit Pietro Parolin wieder ein erfahrener Mann der päpstlichen Diplomatie

Kardinalstaatssekretär. Auch der einflussreiche Generalsekretär der römischen Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, und der Papst-Vertraute Kardinal Beniamino Stella, heute Präfekt der Kleruskongregation, waren lange Zeit Apostolische Nuntien. Still geworden ist es hingegen um die Gestalten der Kurie, die man gelegentlich als „Ratzingerianer“ bezeichnet. Kardinal George Pell hat die Vergangenheit eingeholt. Ob dem Prozess, dem er sich in Australien stellen muss, aber auch ein Schuldspruch folgt, muss abgewartet werden. Kardinal Raymond Leo Burke wurde entmachtet.

Den spanischen Kardinal Antonio Cañizares Llovera, von 2008 bis 2014 Präfekt der Liturgiekongregation und wegen seiner theologischen Nähe zu Benedikt XVI. „der kleine Ratzinger“ genannt, schickte Franziskus zurück nach Spanien auf den Bischofssitz von Valencia. Die Kongregation für die Glaubenslehre sowie die für die Liturgie stellen vielleicht die beiden theologischsten Dikasterien des Vatikans dar. Dass ausgerechnet ihre Präfekten, die Kardinäle Gerhard Müller und Robert Sarah, die sich ausdrücklich Papst Benedikt verpflichtet sahen und sehen, bei Papst Franziskus in Ungnade fielen, passt da ganz ins Bild.

DT/gho

Ausführlich lesen Sie über "Das Verblassen der Ratzingerianer" in der aktuellen Ausgabe der "Tagespost" vom 11. Januar.

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