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Corona-Exerzitien: Spargelzeit

Die Coronazeit unterzieht uns unwillkürlich einem apostolischen Echtheitstest. Darin liegt eine Chance.
Spargelernte
Foto: Sebastian Kahnert (ZB) | Die Spargelzeit nach Ostern hält einen Echtheitstest bereit. In den Lesungen aus der Apostelgeschichte zeigt sich, woran man erkennen kann, dass jemand nicht nur wie ein Apostel aussieht, sondern es in Wahrheit auch ist.

Der Spargel hat eine ausgezeichnete Qualität. Ein frisch gestochenes Bündel. Er liegt zusammengebunden auf einem Küchentisch. Gekocht und dann mit Butter oder Sauce Hollandaise serviert, wird er ein einfaches aber edles Mahl abgeben. Jedoch, obwohl der Spargel so makellos und appetitlich aussieht, es wird ihn niemand je zu essen bekommen. Denn er liegt nicht nur da, wie gemalt, er ist auch gemalt. Und zwar von Adriaen Coorte, einem niederländischen Maler, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gelebt hat und der besonders für seine Stillleben mit Gemüse bekannt war. Am liebsten hat er Spargel gemalt. Unvergleichlich und gut ausgeleuchtet, detailverliebt und zum Reinbeißen naturgetreu. Dem Betrachter seiner Bilder mag hier und da das Wasser im Munde zusammenlaufen, satt wird er durch das angeschaute Gemüse niemals werden. Fakes sind eben – so schön sie aussehen – niemals nahrhaft.

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Begeisterung, die von Gott kommt

Die Spargelzeit nach Ostern hält indes noch einen anderen Echtheitstest bereit. In den Lesungen aus der Apostelgeschichte zeigt sich, woran man erkennen kann, dass jemand nicht nur wie ein Apostel aussieht, sondern es in Wahrheit auch ist, nämlich nicht nur durch den Blick auf das, was die Apostel tun, sondern auf das, wie sie es tun. Sie zeigen, dass das Feuer, das in ihnen brennt nicht von ihnen selbst stammt, eine Begeisterung, die nicht das Ergebnis von Kalkül oder eines fanatischen Hineinsteigerns ist, sondern die von Gott kommt. Lebendig, kein Aktionismus. Und sie halten, was sie versprechen. Sie sind nicht nur schöner Schein, sie machen mit dem, was sie bewegt nicht halt, nicht vor Richtern und aufgewiegelten Mengen, nicht vor der Bequemlichkeit eines bürgerlichen Lebens, nicht vor den Drohungen der Mächtigen und auch nicht vor den schlauen Überredungskünsten der Intelligenten. Sie lassen sich nicht aufhalten von den tausend Argumenten, die das Leben für den bereit hält, der sich von der Erde zu lösen beginnt, um sich auf den Weg zu Himmel zu machen. 

Der Echtheitstest entschlackt die Jüngerschaft

Die Coronazeit unterzieht uns unwillkürlich einem apostolischen Echtheitstest. Darin liegt eine Chance. Denn selbst, wenn ihn die Mehrheit nicht wirklich besteht, er entschlackt die Jüngerschaft – wenigstens in unserem Land – durch die Demaskierung synodaler Scheinwelten und fordert den Wesenskern unserer Religion heraus. Damit die Menschen die Christen nicht länger wie ein Spargelstangen im Museum empfinden müssen, die die eigentliche Sehnsucht unerfüllt lasse, weil ihnen die Echtheit fehlt. 

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