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Corona-Exerzitien: Das Heilsame an der Krise

Durch die Corona-Pandemie ist der Klima-Hye abrupt zu Ende gegangen. Der christliche Glaube hat es ohnehin immer vermieden, die Natur zu vergöttlichen. Denn sie ist Geschöpf wie wir. Und sie ist nicht unsere Mutter - denn wir haben Gott zum Vater.
Klima, Corona und die Schöpfung
Foto: Julian Stratenschulte (dpa) | Die Schöpfung muss, da sie den Gesetzen der Erbsünde unterworfen ist, gepflegt und kultiviert werden. Aber der freiheitsbegabte Mensch bedarf noch mehr der Kultivierung.

Der Greta- und Klima-Hype mit seiner geradezu kindlichen Verklärung der Natur ist abrupt zu Ende gegangen. Bis vor kurzem noch zählte das Narrativ: Die Natur ist gut und der Mensch ist böse, denn er macht sie kaputt. Nun scheint sich mit dem schwer zu bändigenden Corona-Virus eher eine Ansicht durchzusetzen, die Gilbert K. Chesterton in seiner gewohnt witzigen Art einmal so formuliert hat: „Wenn du die Natur als eine Mutter ansiehst, wirst du entdecken, dass sie Stiefmutter ist.“ Denn die Natur ist nicht einfach gut. Eigentlich wissen wir es. Immer wenn wir im Wartezimmer des Arztes sitzen oder im Krankenhaus liegen, spüren wir es intuitiv. Die Natur ist ambivalent. Auch Viren sind es. Ohne sie würde es uns biologisch gesprochen so nicht geben. Aber eben: Viren sind auch gefährlich, mitunter tödlich.

Die Natur ist nicht unsere Mutter

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Der im Judentum wurzelnde christliche Glaube hat es immer vermieden, die Natur zu vergöttlichen. Denn sie ist Geschöpf wie wir. Und sie ist nicht unsere Mutter. Denn wir haben Gott zum Vater. Und unsere Mutter ist die Kirche, wie schon Cyprian von Karthago bemerkte (Über die Einheit der katholischen Kirche I, 6).

Die Corona-Krise kann deshalb heilsam sein für den Menschen von heute. Sie macht ihn vorsichtiger, naiv die Natur zu vergöttern. Und die derzeit heftige Begegnung mit dem, was „Natur“ eben auch bedeuten kann, lässt den Menschen seine Machtlosigkeit neu erkennen. Nicht Gott ist der Mensch, sondern nur ein Teil, wenn auch der herausragende, der stets gefährdeten Schöpfung. Von hier aus wird dann auch begreiflich, dass die Heilige Schrift den Menschen auffordert, die Welt zu „unterwerfen“ und über sie zu „walten“ (Gen 1,28).

Wie Chesterton die Erbsünde erklärte

Denn die Schöpfung muss, da sie den Gesetzen der Erbsünde unterworfen ist, gepflegt und kultiviert werden, so wie der Mensch auch. Ja, der freiheitsbegabte Mensch bedarf noch mehr der Kultivierung, der Erziehung, der steten Umkehr und Besserung. Sagen wir es nochmals mit Chesterton. Er meinte, man könne die Erbsünde so erklären, „dass in einem Kohlkopf alles dahindrängt, einen guten Kohlkopf hervorzubringen, dagegen in einem Menschen nicht alles dahindrängt, das hervorzubringen, was wir einen guten Menschen nennen“. 

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