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Corona-Exerzitien: „Nur du hast Worte des ewigen Lebens“

Viele kehren der Kirche den Rücken, doch suchen sie nach einer Heimat und einer Hand, die sie auffängt.
Kirchenaustritte das Verhältnis zum Glauben
Foto: Hauke-Christian Dittrich (dpa) | Wie neue Umfragen belegen, glauben in den USA nur etwa 30 Prozent der Katholiken an die zentrale Glaubenswahrheit der realen Präsenz Jesu in der Eucharistie.

Wenn es stimmt, dass die Kirche als mystischer Leib Christi das Leben ihres Meisters in der Geschichte nachlebt und es parallele oder analoge Ereignisse für die heutige Kirchensituation gibt, so kann man fragen: Was erlebt die Kirche heute, dass sich darin das Leben Jesu spiegelt? Welche Erfahrungen Jesu sind es, die wir in unserer heutigen Kirchensituation erleben?

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Viele Menschen "ohne religiöse Zugehörigkeit"

Da gibt es unübersehbar den modernen Exodus einer großen Anzahl von Gläubigen, die zu „Nones“ werden. Als „Nones“ werden in den USA jene Mitbürger bezeichnet, die sich als „ohne religiöse Zugehörigkeit“ (religiously unaffiliated) beschreiben. Sie machen inzwischen die größte „Glaubensgruppe“ aus: 2019 waren es 23,1 Prozent. Es handelt sich dabei häufig um ehemalige Christen. Viele von ihnen sind nicht gänzlich ungläubig geworden. Ähnlich verhält es sich wahrscheinlich mit unseren Kirchenaustrittlern: Wie die „Nones“ in den USA fühlen sie sich nicht an die Lehre der Kirche gebunden und sind daher aus ihrem Verbund geflüchtet.

Betrachtet man die Orientierungslosigkeit dieser Menschen, so erinnert sie an jene Schriftstelle (Joh 6, 48-51), wo Jesus über die Eucharistie spricht und ihn daraufhin viele seiner Jünger verlassen. Zu glauben, dass wir „sein Fleisch essen und sein Blut trinken“ (Joh 6,54) ist – trotz aller eucharistischer Wunder über die Jahrhunderte – bis heute nicht mehrheitsfähig. Wie neue Umfragen belegen, glauben in den USA nur etwa 30 Prozent der Katholiken an die zentrale Glaubenswahrheit der realen Präsenz Jesu in der Eucharistie. Die Amtsträger schneiden nicht viel besser ab: „Wollt auch ihr gehen?“ (Joh 6, 67), fragt Jesus seine Apostel. Was folgt, ist eine arme, aber ehrliche und treffende Frage des Petrus: „Wohin sollen wir gehen?“, und dann die ewige und einzige Wahrheit: „Nur du hast Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6,68).

Keine Ungläubigen oder Feinde der Kirche

„Nones“ und Kirchenaustrittler sind meist nicht Ungläubige oder Feinde der Kirche. Sie suchen nach Heimat, nach einer Hand die ihr Sinken auffängt (Mt 14,31), nach einem verwundeten Herzen, bei dessen Berührung sie ausrufen können: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28).

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