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Bischof Genn beklagt Debatten um Zölibat

Es schmerze ihn sehr, dass das Geheimnis der Lebensform Jesu ständig unter „Beschuss“ gerate, so der Münsteraner Bischof Felix Genn. Die kritische Haltung sieht er als Ausdruck eines mangelnden Verständnisses für den Zölibat.
Bischof Genn verteidigt Zölibat
Foto: Rolf Vennenbernd (dpa) | Münsters Bischof Felix Genn beim Katholikentag 2018: Für den Mangel an Berufungen sieht Genn den Zölibat nicht verantwortlich: Hier spiele vor allem auch eine „völlig andere gesellschaftliche Situation“ eine Rolle.

Der Münsteraner Bischof Felix Genn beklagt, dass immer wieder eine Abschaffung der zölibatären Lebensform gefordert werde. „Mich schmerzt es sehr, dass das Geheimnis meines Lebens mit Jesus – dieses Leben habe ich nur wegen Jesus gewählt – ständig unter ,Beschuss' gerät.“ So äußerte sich Genn im Gespräch mit der Bistumszeitung „Kirche + Leben“. Die generelle Forderung nach der Abschaffung des Zölibats sei auch ein ständiger Angriff auf gelebte Lebensformen. „Stellen Sie sich vor, ich würde ständig Ihre Beziehung zu Ihrer Frau beschießen. Es geht doch um die Schönheit und Kostbarkeit der verschiedenen Lebensformen – nicht um den Beschuss.“

Genn: Kritik am Zölibat ist aus von mangelndem Verständnis

Die kritische Haltung zum Zölibat erklärt sich Genn mit einem mangelnden Verständnis für jene Lebensform. Zudem wolle man offensichtlich auch „einen Stachel im Fleisch“ weghaben, „denn der Zölibat ist ja ein Stachel im Fleisch“. Und die Missbrauchskrise habe gezeigt, wie sehr Menschen in der Kirche erlebt hätten, dass sie im Bereich der Sexualität unter Druck gesetzt worden seien. „Die zölibatäre Lebensform der Priester wird geradezu als zugespitzter Ausdruck einer vermeintlich durchweg negativ-pessimistischen Auffassung der Kirche von der menschlichen Sexualität verstanden“, so der Münsteraner Bischof, der auch Leiter der Kommission für geistliche Berufe der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Darüber hinaus herrsche offenbar bei vielen der Eindruck: „Wasser predigen und Wein trinken.“ Der Zölibat sei in diesem Sinne auch ein „Symbol“ für den Umgang der Kirche mit Sexualität - „und dies ist natürlich durch den Missbrauchsskandal verheerend zerstört worden“.

"Priesterberuf konnte in geschlossener katholischer Welt leichter wachsen"

Für den Mangel an Berufungen sieht Genn den Zölibat nicht verantwortlich: Hier spiele vor allem auch eine „völlig andere gesellschaftliche Situation“ eine Rolle. „Ein Priesterberuf konnte in einer geschlossenen katholischen Welt viel leichter wachsen, weil er dazugehörte und eine gewisse gesellschaftliche Stellung versprach.“ Das sei vorbei. Seiner Erfahrung nach gebe es aber noch immer junge Männer, denen man anmerke, dass sie etwas in die Richtung der Priesterberufung dränge. „Sie brauchen Menschen, die sie ansprechen. Dann kann man immer noch schauen: Was steckt eigentlich dahinter?“

DT/mlu

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