Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung

Bernhardsfest in Heiligenkreuz: Erinnerung, Aussendung, Aufbruch

Mit einem feierlichen Hochamt gedenken die Heiligenkreuzer Zisterzienser des großen Abtes, Mystikers und Ordensheiligen Bernhard von Clairvaux. Von Gudrun Trausmuth
Bernhardsfest in Heiligenkreuz
Foto: elisabeth fuerst | Auf die vielen Klostergründungen des heiligen Bernhard von Clairvaux blickte Abt Maximilian Heim in seiner Ansprache zurück.

Seit Mariä Himmelfahrt erlebten die 100 Mönche des Stiftes Heiligenkreuz/Wienerwald eine intensive Zeit: Nach der Einkleidung von drei Novizen, einer großen Lichterprozession zur Lourdes-Grotte am Vorabend von Mariä Himmelfahrt, fünf Ewigen Professen, den Konventexerzitien und Diakonweihen, wurde am Hochfest des heiligen Bernhard von Clairvaux ein abschließender Höhepunkt erreicht. Mit einem feierlichen Hochamt unter der Leitung von Abt Maximilian Heim gedachten die Heiligenkreuzer Zisterzienser des großen Abtes, Mystikers und Ordensheiligen (1090-1153).

"Es können doch nicht alle Brüder Priester werden" - doch so geschah es

Als Prediger war Dompropst József Brenner, der leibliche Bruder des 1957 ermordeten und am 1. Mai 2018 seliggesprochenen Zisterziensers P. Anasztáz János Brenner, eingeladen. Dieser bat den heiligen Bernhard zu Beginn gleichsam um Verzeihung, dass er an seinem Hochfest nicht über ihn selbst, sondern über „seine Familie und seinen jüngsten Sohn P. Anasztáz János Brenner“ sprechen werde. In der Folge skizzierte Dompropst Brenner die enge Verbundenheit seiner aus Szombathely stammenden Familie mit den Zisterziensern von Pécs, wo die drei Brenner-Brüder das Ordensgymnasium besuchten - János, der zweite der Brüder (geboren 1931),  ab 1941.

Im Jahr 1946, nachdem von den Kommunisten die Ordensschulen aufgelöst worden waren, wechselte János auf das Gymnasium der Prämonstratener in Szombathely, später ging er als Oblate zu den Zisterziensern nach Zirc, wo er sein Abitur machte. Als der älteste der Brenner-Brüder, Mátyás, sich für das Priestertum entschieden hatte,  forderte er János auf, doch auch Priester zu werden, woraufhin dieser meinte, dass doch nicht alle Brüder Priester werden könnten – was aber schließlich doch geschah.

Zisterzienser von den kommunistischen Machthabern besonders heftig verfolgt

In Zirc begann János sein Noviziat und nahm den Ordensnamen Anasztáz an. Dompropst Brenner betonte in seiner Predigt, dass die Zisterzienser von den kommunistischen Machthabern besonders heftig verfolgt worden seien, auch der Abt von Zirc sei gefangengenommen und gefoltert worden. Nach seiner Weihe 1955 wurde P. Anasztáz in Rábakathely, einer Pfarre des Klosters Szentgotthárd, als Kaplan eingesetzt; seine erfolgreiche Jugendseelsorge sei in Zeiten, wo ausschließlich atheistische Erziehung erfolgen sollte, ein Ärgernis gewesen. Um die jungen Priester und die Bischöfe einzuschüchtern, sei von der politischen Polizei gegen seinen Bruder ein Mordanschlag erdacht, geplant und ausgeführt worden: In der Nacht auf den 15. Dezember 1957 wurde János Brenner nachts unter dem Vorwand eines Versehgangs aus dem Pfarrhaus gelockt. Acht Männer überfielen ihn, fügten ihm mit 32 Messerstichen tödliche Verletzungen zu und malträtierten den Kopf mit Fußtritten … Domprälat Józef Brenner zitierte aus dem geistlichen Tagebuch seines Bruders: „Ich weiß, Du schonst die Deinigen vor dem Leiden nicht, denn sie haben davon unendlichen Gewinn.“

Nach diesem persönlichen Einblick in die Verfolgung der Kirche während des Kommunismus, erfolgte die Aussendung von sechs Mönchen aus Heiligenkreuz in die Diözese Görlitz nach Brandenburg, wo im 750. Gründungsjahr das ehemalige Zisterzienserkloster Neuzelle wieder erstehen soll. Nach einem Jahr der Vorbereitung wird das „Priorat Neuzelle“ am 2. September 2018 im Rahmen der Bistumswallfahrt kirchenrechtlich errichtet.

Grußbotschaft des Görlitzer Bischofs Ippolt verlesen

Im Rahmen des Hochamtes verlas Domkapitular Ansgar Florian eine Grußbotschaft des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ippolt: Dieser betonte die Notwendigkeit von Menschen, die den Blick auf Gott freilegten; ein Mönch stehe exemplarisch dafür, dass Gott existiert und dass es sich lohne, dafür sein Leben einzusetzen. Im Folgenden gaben die sechs Neuzeller Gründermönche P. Simeon Wester, P. Kilian Müller, P. Konrad Ludwig, P. Aloysius Zierl, P. Isaak Käfferlein und P. Alberich Fritsche, feierlich ihre Erklärung zur Bereitschaft der Sendung ab. Dem künftigen Prior von Neuzelle, P. Simeon Wester, wurde von Abt Maximilian die Benediktsregel für die Neugründung übergeben, Altabt Gregor von Henckel-Donnersmark verlas die Sendungsurkunde.

Auf die vielen Klostergründungen des heiligen Bernhard von Clairvaux blickte Abt Maximilian Heim in seiner Ansprache zurück; bei Bernhards Tod habe es mit 343 Zisterzienserklöstern bereits ein „erstes europäisches Netzwerk des Heiligen Geistes“ gegeben. Den nach Brandenburg aufbrechenden Mitbrüdern dankte der Abt für ihr „Wagnis der Hoffnung, der Liebe und des Glaubens“. Die Neugründung wurde der Patronanz des seligen János Brenner und des heiligen Papstes Johannes Paul II. anvertraut, der - wie der Abt betonte - entscheidend für die Entwicklung im ehemaligen kommunistischen Osten war.

Ein ergreifendes Bernhardsfest mit vielen historisch-politischen und spirituellen Aspekten

Es war ein starkes und symbolträchtiges Bild, als am Ende des Hochamtes die Schar der künftigen Neuzeller Zisterzienser aus der Heiligenkreuzer Stiftskirche auszog, angeführt von P. Simeon Wester, der das Gründerkreuz trug. Ein ergreifendes Bernhardsfest, das, getragen vom Charisma des großen Ordensheiligen, viele historisch-politische und spirituelle Aspekte verdichtete.

Sie fanden diesen Artikel interessant? Dann sollten Sie hier weiterlesen.

Themen & Autoren
Bischof Dompropste Glaubensbrüder Johannes Paul Johannes Paul II. Kommunismus Spiritualität Totengedenken Zisterzienserinnen und Zisterzienser Äbtissinen und Äbte

Weitere Artikel

Kirche

Wie in vielen Pfarreien der Alltag die Sphäre des Sakralen absorbiert. Ein Spottwort von vor 30 Jahren wird heute von der Wirklichkeit überholt. 
16.04.2024, 19 Uhr
Gerd Neuhaus