Der Berliner Erzbischof Heiner Koch erhält seine Kritik an der Einführung der „Ehe für alle“ aufrecht. Nicht einverstanden sei er zum einen mit der Art und Weise, wie der Bundestag die „Ehe für alle“ im Oktober 2017 beschlossen habe, so der Vorsitzende der Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz im Gespräch mit dem Nachrichtenportal „katholisch.de“.
Koch: Entschieden die katholische Überzeugung gesellschaftlich vertreten
„Eine so weitreichende Entscheidung – auch angesichts der sich daraus ergebenden verfassungsrechtlichen und gesellschaftlichen Fragen – quasi im Hauruckverfahren durch das Parlament zu bringen, halte ich auch rückblickend für hochproblematisch.“ Koch äußerte sich anlässlich des Internationalen Tags der Familie, der seit 1993 am 15. Mai begangen wird.
Zum anderen sei und bleibe die Ehe aus katholischer Sicht eine auf Dauerhaftigkeit angelegte partnerschaftliche Verbindung zwischen Frau und Mann, die grundsätzlich offen für die Weitergabe des Lebens sei. „Dass der Bundestag durch seine Entscheidung den bisherigen Begriffsgehalt der Ehe über den Haufen wirft und mit dem Begriff Ehe eine andere Wirklichkeit als bisher verbindet, ist bedauerlich“, meint der Berliner Erzbischof. Umso entschiedener müsse man in dieser „Sprachenverwirrung“ die katholische Überzeugung gesellschaftlich vertreten.
Koch: Verstehe, dass homosexuelle Katholiken unter Haltung der Kirche leiden
Auch eine Segnung homosexueller Paare lehnt Erzbischof Koch ab. „Wir sind bei der Frage eines Segens für homosexuelle Paare an die Vorgaben der Kirche gebunden.“ Nicht nur Papst Franziskus und seine Vorgänger hätten die Gefahr gesehen, dass das Ehesakrament mit einer Segnung anders geprägter Beziehungen verwechselt werden könnte.
Gleichzeitig könne er verstehen, so Koch, dass viele homosexuelle Katholiken unter der ablehnenden Haltung ihrer Kirche litten. „Bei Gesprächen mit Betroffenen versuche ich immer wieder, die Position der Kirche zu erläutern und um Verständnis zu werben.“
Ehesakrament sei "größtes Startgeschenk" für ein sich liebendes Paar
Grundsätzlich hält Erzbischof Koch das Ehesakrament für das „größte Startgeschenk“, das ein sich liebendes Paar am Beginn seines gemeinsamen Lebenswegs bekommen könne. Es sei ein wahrhaftiges Hoffnungssakrament: „Wir können darauf vertrauen, dass Christus uns unser ganzes gemeinsames Leben begleitet und uns mit all unseren Schwächen annimmt und liebt.“ Die christliche Ehe sei damit ein „großartiges Glaubensbekenntnis“.
DT/mlu
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