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Berlin: Katholiken erinnern an Bernhard Lichtenberg

Am 75. Todestag des Seligen Bernhard Lichtenberg werden seine Gebeine in die Gedenkkirche Maria Regina Martyrum überführt. Eine Initiative sorgt sich um die Zukunft des Lichtenberg-Grabs. Von Josef Bordat
Bernhard Lichtenberg
Foto: KNA | Geradlinig und unerschrocken: der Selige Bernhard Lichtenberg.

In diesen Tagen erinnert sich Deutschland zweier einschneidender Ereignisse seiner jüngeren Geschichte: am 11. November vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg und am 9. November vor 80 Jahren fand die Reichspogromnacht statt. Zuvor erinnert sich das katholische Deutschland eines  Seligen, der heute vor 75 Jahren starb: Bernhard Lichtenberg.

Bernhard Lichtenberg: Einer der wenigen, die offen gegen die Pogrome vom November 1938 protestierten

Der Selige Bernhard Lichtenberg, Dompropst an Sankt Hedwig und bis zu seiner Verhaftung im Oktober 1941 Leiter des Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin, mit dem die Katholische Kirche Verfolgten des Naziregimes die Flucht aus Deutschland ermöglichte und Berliner Juden, die sich im Untergrund versteckten, mit Wohnraum und Lebensmitteln versorgte, wurde im Mai 1942 von einem Sondergericht verurteilt und starb am 5. November 1943 in Hof, auf dem Transport ins KZ Dachau.

Bernhard Lichtenberg war einer der wenigen, die offen gegen die Pogrome vom November 1938 protestierten – durch das öffentliche Gebet für die Juden. Vor fünf Jahren hat der damalige Berliner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki den Zusammenhang zwischen den Ereignissen verdeutlicht: „Der 9. November ist ein Tag der Erinnerung an die Novemberpogrome in ganz Deutschland im Jahre 1938. Wir müssen aber auch an das Schweigen erinnern, das ganz Deutschland beherrschte und auch in den Kirchen nicht wirklich gebrochen wurde. Warum, so bleibt uns die schwere Frage, erwiesen sich Christen den verfolgten Jüdinnen und Juden nicht als Nächste? Hier in Berlin tat Einer seinen Mund auf, Bernhard Lichtenberg. Hätten nicht Christinnen und Christen aufschreien müssen angesichts der Schändung von Gotteshäusern? Hätten sie nicht wissen müssen, was Bernhard Lichtenberg 1941 als einfache Wahrheit sagte: ,Lasst Euch durch diese unchristliche Gesinnung nicht beirren, sondern handelt nach dem strengen Gebote Jesu Christi: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.’?“

Umbau der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale: Umbettung der Gebeine und Sorge um künftiges Gedenken

Durch den umstrittenen Umbau der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale bekommt das Gedenken eine ganz besondere Note:  Am heutigen 75. Todestag werden die Gebeine Bernhard Lichtenbergs nach Maria Regina Martyrum umgebettet. Um 18 Uhr findet dazu in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum die Heilige Messe zum Auftakt der Lichtenberg-Wallfahrt mit dem Erzbischof von Breslau, Jozéf Kupny, dem Nuntius Nikola Eterović und dem Berliner Erzbischof Heiner Koch statt. Im Erzbistum Berlin erinnern darüber hinaus in diesen Tagen zahlreiche Gedenkveranstaltungen an den Seligen Bernhard Lichtenberg.

In einer Pressemitteilung haben die „Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale“ unterdessen ihre Sorge um den Ort des künftigen Gedenkens an Bernhard Lichtenberg ausgedrückt. Die alternative Ruhestätte in Maria Regina Martyrum sei zwar „unstreitig ein würdiger Ort“, doch die Kirche läge nicht – wie die St. Hedwigs-Kathedrale – im Zentrum Berlins, sondern „am Rande der Stadt“, in der Nähe des Flughafens Tegel. Auch für die Zeit nach dem Umbau der Innenraumgestaltung sei die Frage des Lichtenberg-Grabs offen: „Wo soll der mutige und aufrechte Glaubenszeuge künftig seine letzte Ruhe finden? In einer schwer zugänglichen Krypta, die an die Stelle der bisher den Kirchenraum mitprägenden und zu Gebet und Betrachtung einladenden Unterkirche treten soll? Oder in dem künftigen von radikalem Reduktionismus bestimmten Innenraum der Kathedrale, der kein Zeichen der Erinnerung an Vergangenes kennt?“ Bernhard Lichtenberg wird die Berliner Katholiken auch in Zukunft beschäftigen.

DT

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