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Angelus vom 6. Januar 2018

Die Angelus-Ansprache von Papst Franziskus am 6. Januar 2018 (Epiphanias - Erscheinung des Herrn) im Wortlaut.
Papst Franziskus.
Foto: Giorgio Onorati (ANSA) | Papst Franziskus.

Liebe Brüder und Schwestern, frohes Fest!

Heute, am Fest der Erscheinung des Herrn, zeigt uns das Evangelium (Mt 2,1-12) drei Haltungen, mit denen das Kommen Jesu Christi und seine Offenbarung vor der Welt aufgenommen wurden. Die erste Haltung: Suche, aufmerksame Suche; die zweite: Gleichgültigkeit; die dritte: Angst.

Aufmerksame Suche: die Sterndeuter zögern nicht, sich auf den Weg zu machen, um den Messias zu suchen. Bei ihrer Ankunft in Jerusalem fragen sie: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen“ (V. 2). Sie haben eine lange Reise hinter sich und versuchen jetzt, mit großer Aufmerksamkeit herauszufinden, wo der neugeborene König zu finden sei. In Jerusalem wenden sie sich an König Herodes, der seine Hohenpriester und die Schriftgelehrten auffordert, sich hinsichtlich des Ortes zu erkundigen, an dem der Messias geboren werden solle.

Dieser aufmerksamen Suche seitens der Sterndeuter steht die zweite Haltung entgegen: die Gleichgültigkeit der Hohenpriester und der Schriftgelehrten. Diese da waren sehr bequem. Sie kennen die Schrift uns sind in der Lage, die rechte Antwort hinsichtlich des Geburtsortes zu geben: „in Betlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten“ (V. 5), sie wissen, doch sie bemühen sich nicht, den Messias zu besuchen. Und Betlehem liegt nur wenige Kilometer weit entfernt, doch sie setzen sich nicht in Bewegung.

Noch negativer ist die dritte Haltung, jene des Herodes: die Angst. Er hat Angst, dass jenes Kind ihm die Macht nimmt. Er ruft die Sterndeuter und lässt sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war, und er schickt sie nach Betlehem und sagt: „Geht und forscht [...] nach dem Kind; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige!“ (V. 7-8). In Wirklichkeit wollte Herodes nicht hingehen, um Jesus zu huldigen; Herodes wollte nicht wissen, wo sich das Kind befindet, um es anzubeten, sondern um es zu eliminieren, da er es für seinen Rivalen hält. Und achtet gut darauf: die Angst führt immer zur Heuchelei. Die Heuchler sind so, weil sie Angst im Herzen haben.

Das sind die drei Haltungen, die wir im Evangelium finden: sorgfältige Suche seitens der Sterndeuter, Gleichgültigkeit der Hohenpriester, der Schriftgelehrten, derer, die die Theologie kannten; und Angst, des Herodes. Und auch wir können nachdenken und uns entscheiden: welche der drei Haltungen wir annehmen wollen. Will ich voll Aufmerksamkeit zu Jesus gehen? „Na, mir sagt Jesus nichts... ich bin ruhig...“. Oder habe ich Angst vor Jesus und will ihm in meinem Herzen den Garaus machen?

Der Egoismus kann dazu bringen, das Kommen Jesu ins eigene Leben wie eine Bedrohung zu sehen. So versucht man, die Botschaft Jesu zu beseitigen oder zum Schweigen zu bringen. Wenn man dem menschlichen Ehrgeiz, den bequemeren Perspektiven, den Neigungen zum Bösen folgt, wird Jesus als ein Hindernis wahrgenommen.

Auf der anderen Seite ist da auch immer die Versuchung der Gleichgültigkeit vorhanden. Obwohl man weiß, dass Jesus der Heiland ist – unser Heiland, der Heiland aller –, zieht man es vor, zu leben, als sei er es nicht: statt ein dem eigenen christlichen Glauben konsequentes Verhalten zu haben, folgt man den Prinzipien der Welt, die dazu anleiten, den Neigungen zur Anmaßung, zum Durst nach Macht, zu den Reichtümern zu folgen.

Dagegen sind wir aufgerufen, dem Beispiel der Sterndeuter zu folgen: aufmerksam bei der Suche zu sein, bereit, Mühen auf uns zu nehmen, um Jesus in unserem Leben zu begegnen. Ihn suchen, um ihm zu huldigen, um anzuerkennen, dass er unser Herr ist, jener, der den wahren Weg weist, den es zu verfolgen gilt. Wenn wir diese Haltung haben, rettet uns Jesus wirklich, und wir können ein schönes Leben haben, wir können im Glauben, in der Hoffnung, in der Liebe zu Gott und zu unseren Brüdern und Schwestern wachsen.

Wir wollen um die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria bitten, Stern der in der Zeit pilgernden Menschheit. Mit ihrem mütterlichen Beistand möge ein jeder Mensch zu Christus gelangen, Licht der Wahrheit, und die Welt auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens fortschreiten.


Nach dem Angelus

Liebe Brüder und Schwestern!

Einige katholische und orthodoxe orientalische Kirchen feiern in diesen Tagen das Geburtsfest des Herrn. An sie richte ich meine herzlichsten Glückwünsche: diese freudvolle Feier möge Quell neuer geistlicher Kraft und der Gemeinschaft unter uns Christen sein, die wir ihn als den Herrn und Heiland anerkennen. Und auf besondere Weise möchte ich den orthodoxen koptischen Christen meine Nähe zum Ausdruck bringen und herzlich meinen Bruder Tawadros II. anlässlich der freudigen Gelegenheit der Weihe der neuen Kathedrale in Kairo grüßen.

Das Hochfest der Erscheinung des Herrn ist auch der „Welttag der Kindermission“, der die Kindermissionare heuer dazu einlädt, sich den Blick Jesu anzueignen, damit er wertvolle Leitung ihres Einsatzes für das Gebet, die Brüderlichkeit und das gemeinsame Teilen mit den am meisten bedürftigen Altersgenossen werde.

Aus dem Italienischen von Armin Schwibach

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