Noch ist das Arbeitspapier, das sogenannte „Instrumentum laboris“, zur kommenden Sondersynode über das Amazonasgebiet nicht erschienen. Aber schon wissen manche, welche Ergebnisse die Versammlung der Bischöfe dieser mehrere Länder umfassenden Region bringen wird. So geht der deutsche Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck davon aus, dass die Synode zu einer „Zäsur“ in der katholischen Kirche führen wird. „Nichts wird mehr sein wie vorher“, wenn der Amazonas-Gipfel vorüber sei, so Overbeck.
Auch die Rolle der Frau in der Kirche sei zu überdenken
Der Ruhrbischof nannte gleich mehrere Sollbruchstellen, bei denen die Synodalen aus Amazonien einen Richtungsschwenk der Kirche einleiten werden: So stehe die hierarchische Struktur der Kirche genauso auf dem Prüfstand wie ihre Sexualmoral und das Priesterbild. Auch die Rolle der Frau in der Kirche sei zu überdenken.
Diese Einschätzungen decken sich mit manchen anderen Rufen nach Veränderung, die vor allem deutsche Bischöfe von sich geben, nachdem sie zuerst die Missbrauchsstudie und zuletzt die Prognosen über Kirchenmitglieder und Kirchensteuereinnahmen im fernen Jahr 2060 in Panik versetzt haben.
Sondersynode könnte Weg freimachen für Priesterweihe von "viri probati"
Nicht nur hierzulande, auch südlich der Alpen wird vermutet, dass die Sondersynode im Oktober den Weg freimachen könnte für die Priesterweihe von „viri probati“, also von älteren, bewährten Männern, die verheiratet sind. Das ist noch Spekulation. Aber immerhin hat der brasilianische Kardinal Claudio Hummes, intimer Freund von Papst Franziskus, vor wenigen Wochen erst gegenüber einer brasilianischen Tageszeitung angekündigt, die Amazonassynode werde auch über die Priesterweihe verheirateter Diakone sprechen.
Von Papst Franziskus wurde der 84-jährige Kardinal jetzt als Generalrelator der Sonderversammlung berufen. Hummes war es auch, der 2006, von Benedikt XVI. zum Präfekten der Klerus-Kongregation ernannt, kurz vor seinem Abflug nach Rom laut und öffentlich über die Abschaffung des Zölibats nachdachte – wozu man dann in Rom nichts mehr von ihm hörte.
DT
Auf der Amazonas-Synode könnte erstmals die Priesterweihe von „viri probati“ eingeführt werden. Ob dies die Gläuigen in der Region überhaupt wünschen, erfahren Sie in der aktuelen Ausgabe der „Tagespost“ vom 09. Mai 2019. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.