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Algermissen: Teilnahme an Eucharistie nicht verhandelbar

Die volle Teilnahme an der Eucharistie setze die sakramentale Gemeinschaft der Kirche voraus, betont der emeritierte Fuldaer Bischof Algermissen in einem Grußwort anlässlich des heute beginnenden Kongresses "Freude am Glauben".
Eucharistie
Foto: Rolf Vennenbernd (dpa) | Der Diözesanrat im Erzbistum Berlin bestärkt Erzbischof Koch in der Umsetzung der Orientierungshilfe.

Am heutigen Freitag beginnt in Fulda der Kongress "Freude am Glauben". In einem Grußwort zum Auftakt der Veranstaltung geht der emeritierte Fuldaer Bischof, Heinz Josef Algermissen, noch einmal auf den Kommunionstreit ein. Das katholische Verständnis sehe in der Feier der Eucharistie und der in ihr dargereichten und empfangenen eucharistischen Gabe eine Wirklichkeit, die nicht nur persönlich "die Seele mit Gnade erfüllt“, sondern Kirche konstituiere, so Algermissen.

"Wir empfangen Christus und werden so auf geheimnisvolle Weise zu seinem Leib." Ohne Eucharistie gebe es keine Kirche, ohne Kirche keine Eucharistie, betont der emeritierte Fuldaer Oberhirte. "Kirchliche Gemeinschaft und eucharistische Gemeinschaft gehören untrennbar zusammen." Darin offenbare sich das innerste Wesen der Kirche.

"Ist es den Menschen in den Gemeinden bewusst, dass nach Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils die Teilnahme am eucharistischen Opfer Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens ist?", fragt Algermissen. Sie sei das Kostbarste, was Katholiken im Glauben zu feiern haben und dürfe nie zur Disposition gestellt werden. Die Teilnahme an der Eucharistie sei auch im ökumenischen Dialog nicht verhandelbar, so Algermissen.

 

Im Wortlaut das Grußwort des emeritierten Fuldaer Bischofs

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unserem Kongress „Freude am Glauben“!

Von Anfang an haben die Kongresse „Freude am Glauben“ mit ihren Themen sozusagen den Finger in die Wunden problematischer Entwicklungen in unserer Kirche gelegt. So auch in diesem Jahr. Tatsächlich ist das Selbstbewusstsein katholischer Christinnen und Christen nicht eben hoch entwickelt. Das hat viele Gründe. Sicher ist aber der dramatisch niedrige Grundwasserspiegel des Glaubens und des Glaubenswissens ein wesentlicher.

Man kann nur selbstbewusst den Glauben bekennen, wenn man seine Wahrheit kennt. Andernfalls sind die „Diktatur des Indifferentismus“ (Papst Benedikt XVI.) und die Gleichgültigkeit bestimmende Merkmale, die destruktiv wirken.

Genau dieser Hintergrund wurde in den letzten Wochen im Kontext des sogenannten „Kommunionstreits“ überdeutlich. Und daraus ergeben sich für mich folgende grundsätzliche Fragen:

Wissen wir eigentlich noch, dass nach katholischer Lehre das Opfer der Eucharistie Kirche konstituiert?
„Ecclesia De Eucharistia“ überschreibt der hl. Papst Johannes Paul II. seine letzte Enzyklika vom Gründonnerstag 2003, die für mich die Bedeutung eines Testamentes hat.

Teilnahme an Eucharistie darf nie zur Disposition gestellt werden

Ist es den Menschen in den Gemeinden bewusst, dass nach Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils die „Teilnahme am eucharistischen Opfer Quelle und Höhepunkt (fons et culmen) des ganzen christlichen Lebens“ (Dogmatische Konstitution Lumen Gentium Nr. 11) ist? Also das Kostbarste, was wir im Glauben zu feiern haben, was nie zur Disposition gestellt werden darf, was auch im ökumenischen Dialog nicht verhandelbar ist.

So erlauben Sie mir einige für mich fundamentale Punkte zur Sprache zu bringen:
Das katholische Verständnis sieht in der Feier der Eucharistie und der in ihr dargereichten und empfangenen eucharistischen Gabe eine Wirklichkeit, die nicht nur persönlich „die Seele mit Gnade erfüllt“, sondern – wie gesagt – Kirche konstituiert. Darin schließt es sich an Paulus an, der im Brechen des einen Brotes und im Teilen des einen Kelches den Leib Christi, also die Kirche, dargestellt weiß.

Die grundlegende Aussage dazu findet sich im 1. Korintherbrief: „Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es, darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot“ (1 Kor 10, 16f).

Diese Sicht des unlösbaren Zusammenhangs zwischen kirchlicher Gemeinschaft und eucharistischer Gemeinschaft ist in der Vätertheologie und in der nachfolgenden Tradition festgehalten. So kann Thomas von Aquin sagen: „Ecclesia subsistit in Eucharistia“, was frei übersetzt so viel heißt wie: „In der Feier der Eucharistie verwirklicht sich Kirche in dichtester Weise.“

Das Zweite Vatikanische Konzil hat dies so ausgedrückt: „Beim Brechen des eucharistischen Brotes erhalten wir wirklich Anteil am Leib des Herrn und werden zur Gemeinschaft mit ihm und untereinander erhoben“ (LG 7).

Kirchliche und eucharistische Gemeinschaft untrennbar verbunden

Das ist die Herzmitte der Eucharistie: Wir empfangen Christus und werden so auf geheimnisvolle Weise zu seinem Leib. Er, Christus, ist das „Haupt“, wir sind sein „Leib“, seine Kirche (vgl. Kol 1, 18). Katholisches Denken kann sich Kirche nie ohne den erhöhten Christus vorstellen. Natürlich bleiben Christus und die Kirche geschieden, aber sie sind nicht so zu trennen, als ob die Kirche ohne ihr Haupt bestehen könnte. Die Kirche lebt aus der bleibenden Gegenwart des erhöhten Christus, der sich in der eucharistischen Gabe aus den an ihn Glaubenden ständig neu seine Kirche, eben seinen „Leib“, schafft.

Ohne Eucharistie gibt es keine Kirche. Ohne Kirche gibt es keine Eucharistie. Kirchliche Gemeinschaft und eucharistische Gemeinschaft gehören untrennbar zusammen.

Darin offenbart sich uns das innerste Wesen der Kirche. Kirche ist nicht eine Organisation, die Menschen von sich aus gründen, so wie Gleichgesinnte einen Verein bilden. Kirche ist vielmehr ein von Gott her durch Jesus Christus eröffneter Lebensraum, in dem wir – aus Gnade – durch Glaube und Taufe hineingerufen werden. Niemand kann sich von selbst diese Gemeinschaft einfach erzwingen.

"Teilnahme an Eucharistie setzt sakramentale Gemeinschaft der Kirche voraus"

Das erklärt auch und daraus ergibt sich folgerichtig, warum die katholische Kirche an der Überzeugung festhält: Die volle Teilnahme an der Eucharistie setzt die sakramentale Gemeinschaft der Kirche voraus. Konkret: Für das Verständnis der katholischen Position in der Frage der Zulassung von nichtkatholischen Christen zum Empfang der Eucharistie ist die Grundüberzeugung der alten Kirche entscheidend, dass Kommuniongemeinschaft und Kirchengemeinschaft wesentlich zusammengehören. Das zu erinnern ist gerade im ökumenischen Dialog sehr wichtig.

Nach katholischem Verständnis ist die Feier der Eucharistie Darstellung des Wesens der Kirche. Christus schafft sich in diesem heiligen Zeichen seine Kirche je und je neu. Er sammelt sie in allen Generationen gleichsam „hinter sich“, um alle zum Vater zu führen. Wo Getaufte und an Christus Glaubende, um den Bischof, um den geweihten Priester geschart, Eucharistie feiern, da ist Kirche und wo Kirche ist, da wird Eucharistie gefeiert – „bis Christus kommen wird in Herrlichkeit“.

In der Freude dieser großen Perspektive wünsche ich unserem 18. Kongress „Freude am Glauben“ Gottes Segen und eine spürbare Resonanz.

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