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Wenn sich Bischöfe ihrer Verantwortung stellen

In Amerika verteidigen sie die Zentralität der Eucharistie, in Italien ringen sie um die Religionsfreiheit.
Bischöfe im Vatikan
Foto: Alessandra Tarantino (AP) | Aufgabe der Hirten ist es, in einem sich immer weiter säkularisierenden und mehr und mehr postchristlichen Westen die Säulen des katholischen Propriums positiv herauszustellen.

Das starke Echo, das die überraschend deutlich ausgefallene Entscheidung der amerikanischen Bischöfe, ein Lehrdokument über die zentrale Stellung der Eucharistie im Glauben und Leben der Kirche zu verfassen, hervorgerufen hat, spiegelt zunächst ein erfreulich hohes Interesse an katholischen Kernthemen wider. Allerdings überwogen die politischen Kommentare: Die Konservativen hätten sich gegen die Moderaten durchgesetzt, der amerikanische Episkopat habe sich der gegenteiligen Empfehlung aus Rom nicht angeschlossen – also stünde ein „Machtkampf“ zwischen dem Vatikan und den US-Bischöfen bevor.

Das Evangelium ist nicht konservativ

Doch diese weltlichen Wertungen gehen an der Natur der Sache vorbei. Aufgabe der Hirten ist es, in einem sich immer weiter säkularisierenden und mehr und mehr postchristlichen Westen die Säulen des katholischen Propriums positiv herauszustellen. Dazu gehören auch die Heiligkeit des menschlichen Lebens von der Empfängnis an bis zu seinem natürlichen Tod und die Heiligkeit der Ehe von einem Mann und einer Frau. Das hat mit den Etiketten „konservativ“ oder „progressiv“ nichts zu tun, sondern mit dem Auftrag Jesu an seine Jünger, die Botschaft des Evangeliums nicht unter dem Deckel zu halten und dafür Menschen zu gewinnen. Und dass die Bischöfe ihren Gläubigen dabei vorangehen, ist auch Ausdruck des hohen Gutes der Freiheit der Kirche.

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Auch in Italien ein Konflikt

Das hat auch die italienischen Bischöfe und den Vatikan bewogen, bei der Regierung des Landes zu intervenieren, weil sie die Freiheit der Religionsausübung sowie der Rede- und Meinungsfreiheit der Christen bedroht sehen. Seit vergangenen Sommer liegt der Entwurf eines Homotransphobiegesetzes im Parlament, der bereits durch die Abgeordnetenkammer gegangen ist und nun im Senat zur Beratung ansteht. Er ist nach dem Linkspolitiker und LGBT-Aktivisten Alessandro Zan benannt, der den Entwurf eingebracht hat, und läuft in den Medien unter der Bezeichnung „Gesetzesdekret Zan“. In Italien gebe es keine Rechtslücke, die ein Gesetz gegen Homophobie erforderlich mache, hatte die Bischofskonferenz schon vor einem Jahr argumentiert. Wenn aber jemand laut dem Zan-Gesetz belangt werden könne, weil er Vater und Mutter für konstitutiv für eine Familie halte, werde eine Meinung unter Strafe gestellt. Auch gehe es nicht, dass private Bildungsinstitution wie katholische Schulen per Gesetz gezwungen werden könnten, an Gay-Paraden oder Regenbogen-Aktionen teilzunehmen.

In der Welt, nicht von der Welt

Jetzt hat auch der Vatikan in Gestalt des Sekretärs der für die Beziehungen zu den Staaten zuständigen Sektion im Staatssekretariat, Erzbischof Paul Richard Gallagher, in der Botschaft Italiens beim Heiligen Stuhl eine Verbalnote vorgelegt, die das Kabinett unter Mario Draghi über Außenminister Luigi Di Maio erreichen wird. Der Vatikan protestiert gegen die Verletzung der Organisationsfreiheit und des Rechts auf freie Meinungsäußerung seitens der christlichen Gemeinschaften, die beide durch das Konkordat gewährleistet seien. Wie die amerikanischen Bischöfe legen sich ihre italienischen Amtsbrüder und der Vatikan mit Mainstream-Lobbys an, die längst schon gute Teile des politischen Establishments im Griff haben. Die Christen sind zwar in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt. Und für das christliche Gottes-, Schöpfungs- und Menschenbild auch gegen Widerstände einzutreten, ist Aufgabe der Bischöfe.

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