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Vatikan veröffentlicht Dossier zur Religionsfreiheit

Religiöse Radikalisierung sei oft eine Reaktion auf den modernen Staat und dessen ethischen Relativismus, so die Autoren des Textes, die der Internationalen Theologenkommission des Vatikan angehören. Religionsfreiheit habe einen zentralen Platz in der Mission der Kirche.
Vatikan: Dokument zur Religionsfreiheit veröffentlicht
Foto: Alessandra Tarantino (AP) | Der säkulare Staat schütze religiöse Bürger nicht zureichend davor, aufgrund ihres Bekenntnisses in ihrer Teilhabe am kulturellen und politischen Leben behindert zu werden, so die Autoren des Papiers.

Ein liberaler Staat als Grund für wachsenden Fundamentalismus in verschiedenen Gesellschaften. Zu diesem Schluss kommt die Internationale Theologenkommission des Vatikan in einem umfassenden Dossier zur Religionsfreiheit. Eine Unterkommission von zehn Personen hatte den fast 40-seitigen Text von 2014 bis 2018 erarbeitet. Papst Franziskus gab ihn am 21. März zur Veröffentlichung frei.

Gleichgültigkeit des Staates in ethisch-religiösen Fragen schwächt die Gesellschaft

Die Autoren des Dossier stellen fest, dass religiöse Radikalisierung oft eine Reaktion auf den modernen Staat und dessen ethischen Relativismus sei. Als einen zweiten Grund für Radikalisierung vermuten die Autoren, dass der säkulare Staat religiöse Bürger nicht ausreichend davor schütze, aufgrund ihres Bekenntnisses in ihrer Teilhabe am kulturellen und politischen Leben behindert zu werden. „Die absolute Gleichgültigkeit des Staates in ethisch-religiösen Fragen schwächt die Gesellschaft“, heißt es im Text wörtlich.

Das Papier zur Religionsfreiheit bezieht sich auf die Konzilserklärung „Dignitas humanae“ und unterstreicht den Beitrag, den Religionsfreiheit zum Zusammenleben und zum sozialen Frieden in einer Gesellschaft leistet. Einen „zentralen Platz“ habe Religionsfreiheit den Autoren zufolge in der Mission der Kirche.

Religionsfreiheit muss für alle gelten

Darüber hinaus arbeitet das Dokument heraus, dass die Kirche Religionsfreiheit nicht nur für sich selbst fordere: Um des Gemeinwohls willen müsse diese vielmehr für alle gelten. Interreligiöser Dialog sei zwar „in sich keine Evangelisierung“, hänge aber Mission zusammen und dürfe daher keine Alternative zu ihr darstellen.

Die Internationale Theologenkommission ist an der der Glaubenskongregation des Vatikan angesiedelt. Bisher erschien das Dossier nur in italienischer Sprache.

DT/mlu/KNA

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