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USA: „America Magazine“ kritisiert Papst Franziskus

Die amerikanische Jesuiten-Zeitschrift „America Magazine“ geht in mehreren Artikeln mit dem Umgang des Papstes mit der Missbrauchskrise deutlich ins Gericht.
Kritik an Papst Franziskus
Foto: Gregorio Borgia (AP) | Bis vor etwa einem Jahr habe Franziskus die Krise um sexuellen Missbrauch innerhalb der Kirche nicht richtig verstanden, behauptet Thomas J. Reese, Kolumnist und ehemaliger Herausgeber des "America Magazine".

Kritik an Papst Franziskus von ungewohnter Seite: Die amerikanische Jesuiten-Zeitschrift „America Magazine“ geht in mehreren Artikeln mit dem Umgang des Papstes mit der Missbrauchskrise deutlich ins Gericht. Bis vor etwa einem Jahr habe Franziskus die Krise um sexuellen Missbrauch innerhalb der Kirche nicht richtig verstanden, behauptet Thomas J. Reese, Kolumnist und ehemaliger Herausgeber der Zeitung. Erst im Zuge der Rücktrittsangebote aller chilenischen Bischöfe habe Papst Franziskus begonnen, Verantwortung zu übernehmen. Jedoch habe er noch immer kein systematisches Vorgehen etabliert.

Ergebnisse der McCarrick-Untersuchung könnten für Franziskus noch unangenehm werden

Zudem habe das Katholikenoberhaupt stets Transparenz im Umgang mit den Missbrauchsfällen gefordert. Der wahre Test stehe dem Papst allerdings noch bevor, so der Jesuitenpater Reese: und zwar im Fall des in den Laienstand versetzten ehemaligen US-Kardinals Theodore McCarrick. Eine Untersuchung, wer im Vatikan vom Fehlverhalten McCarricks gewusst habe, stehe noch aus. „Werden die Ergebnisse veröffentlicht werden?“, fragt Reese. Sollte der Bericht zu der Erkenntnis gelangen, dass der Vatikan schon Bescheid gewusst habe, bevor McCarrick zum Washingtoner Erzbischof ernannt wurde, „wird das für die letzten beiden Päpste und ihre vertrauten Kardinäle sehr peinlich“.

In einem weiteren Artikel kritisieren die Herausgeber des „America Magazine“, dass der Umgang des Papstes mit hochrangigen Geistlichen, die in Zusammenhang mit Missbrauch verurteilt worden seien, sehr undurchsichtig sei. Konkret beziehen sich die Autoren auf die drei jüngsten Fälle: McCarrick in den USA, Kardinal Pell in Australien und Kardinal Barbarin in Frankreich.

Prozesse und Kommunikation müssen verbessert werden, um Vertrauen zurückzugewinnen

„Diese an sich schon äußerst komplexen Fälle zu verstehen ist zusätzlich erschwert worden durch eine unklare kirchenrechtliche Vorgehensweise, durch Entscheidungen, die allein Papst Franziskus vorbehalten sind und durch eine spärliche Kommunikation von Seiten des Vatikan, welcher Prozess in welchem Zeitrahmen geführt wird.“ Sowohl die Prozesse wie auch die Kommunikation müssten verbessert werden, um das Vertrauen der Gläubigen in den Reformwillen der Kirche zurückzugewinnen.

DT/mlu

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