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Suizidbeihilfe kann nicht Aufgabe der Kirche sein

Walter Kardinal Kasper wendet sich gegen die Auffassung des evangelisch-lutherischen Landesbischofs Ralf Meister, der ein Recht des Menschen auf Selbsttötung gefordert hatte.
Begleiten am Lebensende
Foto: Oliver Berg (dpa) | Aufgabe der Kirche kann nur der Sterbebegleitung auf dem Weg einer menschenwürdigen Ausgestaltung der letzten irdischen Lebensphase sein.

Kardinal Walter Kasper, vormaliger Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, hat sich gegen die Auffassung des evangelisch-lutherischen Landesbischofs Ralf Meister von Hannover gewandt, der kürzlich das Recht des Menschen auf Selbsttötung als theologische Möglichkeit gefordert hatte.  

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Freiheit in Würde

Der Grundfehler aller Art der Beanspruchung eines Rechts auf Suizid mit Berufung auf die von Gott gegebene Selbstbestimmung des Menschen sei, so Kardinal Kasper, dass sie diese Selbstbestimmung abstrakt und losgelöst von der konkreten Lebenssituation und von der sozialen Situation betrachten. Freiheit sei immer auch und sogar wesentlich die Freiheit der anderen. Wörtlich erklärt der Kardinal: „Man hat erfüllte Freiheit nur in einem freiheitlichen, fürsorglichen, lebenswerten und liebenswerten sozialen Kontext, in dem die Würde jedes Menschen nicht nur prinzipiell betont, sondern der Lebenswert jedes Menschen unabhängig von der Leistungsfähigkeit, der Produktivität und vom Alter anerkannt wird. Nur so kann der Kurzschluss verhindert werden, das eigene Leben sei nichts mehr wert, könne darum beendet und weggeworfen werden.“

Schwierige Situationen wahrnehmen

In diesem Zusammenhang bescheinigt der Kardinal eine Wächterrolle: Aufgabe der Kirche sei es, die schwierigen menschlichen Situationen rechtzeitig überhaupt wahrzunehmen und im Vorfeld als Anwältin, Helferin und Beschützerin des Lebens präsent zu sein: „Ihre Aufgabe kann nicht Sterbehilfe im Sinn der Suizidhilfe sein, sondern nur der Sterbebegleitung auf dem Weg einer menschenwürdigen Ausgestaltung der letzten irdischen Lebensphase. Das kann durch Ausbau und Intensivierung der palliativen Therapie, der Hospizarbeit, durch caritative und diakonische Beratungsdienste, durch die Telefonseelsorge geschehen, die ihrerseits ärztliche und psychologische, oft auch praktische Lebenshilfe vermitteln können.“.  DT/reg

Wie die Kirche Menschen in schweren Situationen helfen kann und warum Suizid und Suizidassistenz kein Weg der Kirche sein kann, schreibt der Kurienkardinal in der nächsten Ausgabe der Tagespost.

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