Man kann die Fassungslosigkeit verstehen: Das von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) veröffentlichte „Positionspapier zur Prävention sexualisierter Gewalt und sexueller Bildung an Minderjährigen und schutz- und hilfebedürftige Erwachsenen“ zitiert Autoren, die im Verdacht der Pädophilie stehen.
Es werden Autoren zitiert, die im Verdacht der Pädophilie stehen
Diesen Vorwurf jedenfalls erhebt der „Elternverein NRW“ in einem offenen Brief an die DBK. In dem Papier würden sich Ansätze von "pädophiliennahen" Autoren aus dem Umfeld des umstrittenen Sexualpädagogen Helmut Kentler befinden. Der Elternverein fordert die Präventionsbeauftragten daher auf, das Papier zu verwerfen. Zudem zeigte er sich "zutiefst beunruhigt" über den offenbar versuchten "Paradigmenwechsel der Katholischen Kirche im Verständnis von Sexualität".
In einer Zeit, in der die Kirche wegen Missbrauchsaffären inklusive Vertuschung und angeblicher Komplizenhaftigkeit mit Tätern so penibel unter medialer Beobachtung steht wie selten in der jüngeren Geschichte, ist ein Positionspapier zu diesem Thema mit besonderer Sorgfalt zu begleiten. Es könnte doch sein, dass unter den klugen Köpfen der Redaktion sich auch welche befinden, die so in ihrer gedanklichen Blase, vielleicht auch in ihrer Ideologie gefangen sind, dass sie kein Auge mehr haben für Umstände, Folgerungen, Wirkungen und Verständlichkeit des Papiers.
Das Papier gehört zurückgezogen
So war es, könnte man wohlwollend sagen. Gerade dann aber müsste doch jemand noch einmal mit gesundem Menschenverstand darüber schauen und eben die mediale Landschaft mit in den Blick nehmen. Natürlich auch den Inhalt selbst. Es ist einfach ein No-Go, Autoren zu zitieren, die Verständnis für pädophile Neigungen haben oder selbst in diesem Ruf stehen. Dem Elternverein sei gedankt für seine Fassungslosigkeit. Das Papier gehört jedenfalls sofort zurückgezogen - und einer klugen Überarbeitung anheim gegeben.
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