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Priester kritisiert Asylpolitik nach Liverpooler Bombenattacke

Die Kirchen reagierten blauäugig, wenn sie Asylforderungen konvertierter muslimischer Migranten unterstützten, meint ein ehemaliger anglikanischer Bischof, der zum Katholizismus konvertierte.
Anglikanische Kathedrale in Liverpool
Foto: Peter Byrne (PA Wire) | Der 32-jährige Attentäter von Liverpool, Al Swealman stellte sich nach einem gescheiterten Asylantrag bei der anglikanischen Kathedrale von Liverpool vor und bat darum, Christ zu werden.

Wie die britische Zeitschrift „Catholic Herald“ berichtet ist der zum Katholizismus konvertierte Pater Michael Nazir-Ali der Ansicht, dass Berichte „fundiert“ seien, denen zufolge Menschenhändler Migranten dazu rieten, ihre Forderungen nach Asyl zu bekräftigen, indem sie zu einer christlichen Kirche konvertierten.
Auch wenn die Kirchen humanitäre Hilfe anböten, sollten sie bei der Beurteilung von Asylforderungen doch keine voreingenommene Position einnehmen, da sie getäuscht werden könnten, meinte Nazir-Ali, ehemaliger anglikanischer Bischof von Rochester, der vor drei Wochen zum katholischen Priester geweiht wurde und nun dem Ordinariat Unserer Lieben Frau von Walsingham angehört.

Sind Kirchen manchmal zu leichtgläubig?

Der pakistanischstämmige Geistliche habe die Kirchen davor gewarnt, heißt es im „Catholic Herald“ weiter, dass die Beurteilung der Richtigkeit individueller Aussagen einzig Aufgabe des Staates sei, der, wie er sagte, „die übergeordneten Interessen der Nation und des Allgemeinwohls berücksichtigen muss“.

Anlass für Nazir-Alis Äußerungen war der gescheiterte Angriff in Liverpool durch den mutmaßlichen Selbstmord-Attentäter Emad Al Swealman. Der Jordanier war 2015 in die anglikanische Kirche aufgenommen worden, was für den Priester „Fragen über die Rolle der Kirchen aufwirft sowie darüber, ob sie aus dem Wunsch heraus, Gutes zu tun, nicht doch blauäugig sein könnten, wenn sie die Asylforderungen christlicher Konvertiten unterstützen“.

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Nazir-Ali schrieb in einem Beitrag für den „Daily Telegraph“, dass eine Konversion zum Christentum muslimischen Migranten mit schwachen Asylansprüchen ermögliche, „zu sagen, dass sie verfolgt würden, wenn sie in ihr Heimatland zurückkehrten“. Er fragte: „Sind Kirchen manchmal zu leichtgläubig?“ Es sei „für den Klerus und die Laienleiter wichtig, die Motive zu erkennen, aus denen Menschen in die Kirche kommen und um die Taufe und den Beitritt bitten“. Eine Möglichkeit zur Beurteilung dessen, ob der Antrag auf eine Konversion echt sei, bestehe darin, so Nazir-Ali weiter, „zu prüfen, ob das Interesse am Christentum aufkam, bevor oder nachdem ein erster Asylantrag abgelehnt wurde“.

Nazir-Ali: Illegale Migranten spielen mit dem System

Der Angreifer von Liverpool sei beispielsweise erst dann konvertiert, nachdem sein Asylantrag abgelehnt worden war. Die Kirchenverantwortlichen sollten auch, so Nazir-Ali weiter, „sicherstellen, dass die Begründungen stichhaltig sind und dass jeder Konvertit eine angemessene Vorbereitung für die Aufnahme in seine Gemeinschaft durchlaufen hat“. 

Im Hinblick auf die vielen Christen aus Syrien oder dem Irak, die in ihrer Heimat verfolgt werden und als Flüchtlinge nach Europa kämen, meint er jedoch, dass diese zu Unrecht nicht beachtet würden. Großbritannien, führt er aus, habe nicht genug getan, um diesen Christen eine Zuflucht zu bieten, „die nicht in den von der UN unterstützten Lagern leben können, die von Islamisten dominiert werden und aus denen Großbritannien seine Flüchtlingsquote bezieht“.

Nazir-Alis Bemerkungen griffen die Besorgnis auf, dass illegale Migranten „mit dem System spielten“, indem sie zum Christentum konvertierten, um sich eine bessere Chance zum Verbleib in Großbritannien zu verschaffen. 

Der 32-jährige Attentäter von Liverpool, Al Swealman, sei bei seinem Asylantrag gescheitert, der 2014 vom Innenministerium abgelehnt worden war, berichtet der Catholic Herald weiter. Ein Jahr später „stellte er sich bei der anglikanischen Kathedrale von Liverpool vor und bat darum, Christ zu werden. 2015 wurde er getauft und 2017 konfirmiert, doch 2018 verlor er sämtliche Kontakte zur Kathedrale. Doch man weiß, dass er in den vergangenen vier Jahren an den Kultveranstaltungen in einer Moschee teilgenommen hat – bis zu dem Zeitpunkt, als er das Attentat verübte“.

Hunderte von Migranten konvertierten zur Anglikanischen Kirche

Al Sweaman wurde bei dem Anschlag getötet, „als die riesige Bombe, die mit Kugellagern gefüllt war und die er bei sich führte, als sie in einem Taxi auf dem Weg zu seinem Ziel explodierte“. Bis jetzt konnte die Polizei jedoch noch nicht ermitteln, „ob er einen Anschlag auf das Liverpooler Frauenkrankenhaus oder die anglikanische Kathedrale verüben wollte, die zu diesem Zeitpunkt mit mehr als 1.200 Soldaten überfüllt war, die einen Gottesdienst zum Volkstrauertag besuchten“. 

Laut dem Magazin erklärte Hannah Chowdhry von der British Asian Christian Association (BACA), dass ihr Verband von einer Reihe von Kirchen gehört habe, „dass Menschen, die den Prozess der Taufe, des Bibelstudiums und einer soliden Kirchenmitgliedschaft durchlaufen hatten, verschwanden, nachdem sie das Bleiberecht in Großbritannien erhalten hatten“. Presseberichten zufolge seien in den letzten Jahren Hunderte von muslimischen Migranten in die Church of England aufgenommen worden, nachdem sie einen kurzen Fünf-Wochen-Kurs in der Kathedrale von Liverpool absolviert hatten. 

Der ehemalige Dekan von Liverpool, Pete Wilcox, habe vor fünf Jahren gesagt, er kenne „kein einziges Beispiel“ dafür, dass „jemand, der bereits die britische Staatsangehörigkeit hatte, hier bei uns vom Islam zum Christentum konvertierte“.  DT/ks

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