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„Neuer Charakter der Seelsorge“

„Amoris laetitia“: Polnische Bischöfe haben bei Frühjahrs-Versammlung auch über die Ehe und Familien-Seelsorge beraten.
Erzbischof Henryk Hoser
Foto: BP KEP | Erzbischof Henryk Hoser, Vorsitzender der Bioethikkommission der polnischen Bischofskonferenz.

Als „ein großes Licht, wenn es um die Sache der Ehe und Familie geht“, hat Erzbischof Henryk Hoser bei der abschließenden Pressekonferenz der Frühjahrs-Versammlung der Polnischen Bischöfe den heiligen Papst Johannes Paul II. bezeichnet. Es gebe derzeit eine „Reflexion“ der Polnischen Bischofskonferenzen über die päpstliche Exhortation „Amoris laetitia“, sagte Hoser, der Vorsitzender der Bioethikkommission der polnischen Bischofskonferenzen sowie Mitglied im Familienrat der Konferenz ist. Man könne, so Hoser weiter, fragen, „warum wir uns so lange damit beschäftigen?“ Das Schreiben sei umfassend und beinhalte in sich alle Lebensthemen. Es sei jedoch „kein dogmatisches Dokument“; die genaue Lektüre zeige eine Bestätigung der Lehre der früheren Pontifikate. Mehr als 30 Mal werde Johannes Paul II. zitiert. Zwei Worte in „Amoris laetitia“ zeigten jedoch einen „neuen Charakter der Seelsorge: Begleitung und Unterscheidung.“ Dafür sei eine individuelle Begleitung notwendig. Diese beziehe sich aber nicht nur auf solche Personen, die in irregulären oder nicht-sakramentalen Beziehungen leben würden, sondern „auch auf Ehekrisen, die man in der Ehe nicht vermeiden“ könne. Menschen in irregulären Situationen müssten, so der frühere Bischof von Warschau-Praga, einbezogen werden in die kirchliche Gemeinschaft. Je nach der Unterscheidung ihrer Situation und den Möglichkeiten ihres Engagements in der Kirche gebe es „eine ganze Liste von Vorschlägen“ für sie.

Der Vorsitzende des Rates für die Familie der Polnischen Bischofskonferenzen, Jan Watroba, betonte gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur Polens (KAI), dass man das Problem der Familienpastoral „ganzheitlich betrachten“ müsse, so wie es Papst Franziskus im Schreiben „Amoris laetitia“ vorschlage. Er wies darauf hin, dass Papst Franziskus die „Methode der Fortsetzung“ benutze und „nicht des Brechens mit der früheren Lehre der Kirche“. Watroba machte deutlich, dass es in „Amoris laetitia“ viele Verweise auf frühere Päpste gebe. Es sei schade, dass die Diskussion sich so stark auf „zwei oder drei Punkte“ des 8. Kapitels des Schreibens konzentriere. Dabei stellte Watroba auch die Veröffentlichung einer Stellungnahme der polnischen Bischöfe zu „Amoris laetitia“ in Aussicht. Dies werde aber „keine Interpretation von Amoris laetitia sein“. Zumal Papst Franziskus die Kategorie der Begleitung und der Unterscheidung „eingeführt“ habe, wodurch deutlich sei, dass es sich um einen Prozess handle, „nicht um etwas, das in einem einzigen Gespräch oder Geständnis abgerechnet“ werden könne. Bischof Watroba gab zu, dass das, was Unterscheidung bedeute, ziemlich „nebelig“ sei. Hier warte auf die Bischöfe „eine groβe Arbeit“, um den Priestern zu helfen. Denn schließlich werde „der Beichtvater im Beichtstuhl entscheiden“.

DT/mee

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