Corona hat uns im Frühling alle überrascht. Es gab – trotz schiefer Parallelen und hinkender Vergleiche – keine adäquaten Vorerfahrungen. Darum ist verständlich, dass es in den Reaktionen und Überreaktionen Fehler gab, nicht nur seitens der Politik, auch seitens der Kirche.
Vorschriften verschärft
Angesichts wieder steigender Infektionszahlen haben die österreichischen Diözesen jetzt neuerlich ihre Vorschriften verschärft. Die katholische Kirche möchte vermeiden, dass einer ihrer Gottesdienste zur Verbreitung des Virus beiträgt – wie dies in Freikirchen und in der serbisch-orthodoxen Kirche Wiens bereits geschah. Das ist vernünftig.
Und vernünftig sind wohl auch die neuen Verschärfungen: Katholiken werden nicht in ihrer Religionsfreiheit oder in ihrem Glaubensleben behindert, wenn sie beim Betreten und Verlassen der Kirche einen Mund-Nasen-Schutz tragen, das „Amen“ beim Kommunionempfang denken statt sprechen, Abstände halten und den Friedensgruß durch Zunicken statt Händeschütteln vollziehen.
Vorsicht aber keine Panik
Eine Rückkehr zu den maßlosen Verboten öffentlicher Gottesdienste soll es nicht geben. Das ist gut so. Mit der Verlagerung der Heiligen Messe ins Internet, dem planlosen Aufschub von Taufen und Trauungen sowie der Reduktion der Krankensalbung auf das Viaticum, die Wegzehrung für Sterbende, hatte die katholische Kirche in Österreich die Gläubigen monatelang sakramental und seelsorglich sträflich unterversorgt. Die sakramentale Dimension wurde den virologischen Bedenken gnadenlos untergeordnet.
Das darf so nie wieder geschehen. Mit den aktuellen Maßnahmen geschieht es auch nicht. Alle vernünftigen Vorsichtsmaßnahmen stehen der Kirche gut, aber Panikreaktionen dürfen nicht ihre Sache sein.
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