Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Wien

Kommentar um „5 vor 12“: Den Corona-Tunnelblick überwinden

Österreichs Bischöfe finden zurück in ihre Rolle als geistliche Lehrer und Seelsorger.
Coronavirus - Neue Regelungen in Österreich
Foto: Hans Punz (APA) | Viele Christgläubige wurden nicht satt von Livestream-Messen, Telefonseelsorge, Caritas und digitaler Kirche. Im Bild: Der Oster-Gottesdienst aus dem Wiener Stephansdom mit Kardinal Christoph Schönborn.

Sanfte Selbstkritik üben die Bischöfe Österreichs in ihrem Hirtenwort zu Pfingsten: Manche hätten den Eindruck gehabt, „dass wir vorrangig mit unseren eigenen Angelegenheiten beschäftigt gewesen wären“. Und sie bitten „um Entschuldigung, wo dies der Fall war und dadurch die konkreten Anliegen der Menschen zu kurz gekommen sind“.

Wie ein Vollzugsorgan staatlicher Behörden

Lesen Sie auch:

Tatsächlich wurden viele Christgläubige nicht satt von Livestream-Messen, Telefonseelsorge, Caritas und digitaler Kirche, weil sie zwei Monate lang nach der Eucharistie hungerten, nach gemeinschaftlicher Feier dürsteten. Und viele haben es satt, die Kirche als eine Behörde zu erleben, die weiter eifrig Kirchensteuer einzieht, sich aber seelsorglich und sakramental von den Menschen zurückzieht.

So bemüht viele Bischöfe und Priester waren, wirkte die Bischofskonferenz doch streckenweise wie ein Vollzugsorgan staatlicher Behörden: Mit Rahmenordnungen, Verhaltensmaßgaben, Vorschriften, Verboten, Auflagen… Mit ihrem pfingstlichen Hirtenwort haben Österreichs Bischöfe in ihre Rolle als Seelsorger und geistliche Lehrer zurückgefunden. Gott sei Dank!

Hirtenwort weitet den Blick

Der Tunnelblick auf das Corona-Virus und die übereifrige Umsetzung von Regierungsvorgaben scheint zu Ende. Das Hirtenwort weitet den Blick auf die vielfältigen Nöte und Kollateralschäden dieser Krise, und lädt zu Haltungen ein, die zutiefst christlich und darum befreiend sind. Vom Geist der Dankbarkeit und Demut, der Versöhnung und Verbundenheit, der Aufmerksamkeit und Solidarität, der Wertschätzung und Lernbereitschaft ist da die Rede; von Achtsamkeit, Geduld, Entschlossenheit und Lebensfreude. All das zu leben, ist die Herausforderung der Stunde. Nicht nur für Christen, aber warum sollten Christen hier nicht Vorbilder sein?

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Stephan Baier Bischof Caritas Christen Deutsche Bischofskonferenz Geistliche und Priester Kirchen und Hauptorganisationen einzelner Religionen Kirchensteuer Pfingsten Seelsorgerinnen und Seelsorger

Weitere Artikel

Am 29. September feiert die Kirche das Fest der heiligen Erzengel. Hier lernst du sie besser kennen!
28.09.2023, 05 Uhr
Raphael Ballestrem Bernadette Ballestrem

Kirche

Die Heilsquelle der Christen betrachten: Das Kreuz steht im Mittelpunkt authentischer Kirchenreformen.
28.03.2024, 21 Uhr
Regina Einig