75 Prozent der Jugendlichen beten. Wenn auch nicht regelmäßig, so zumindest gelegentlich. Dies belegt eine Studie des an der Universität Tübingen lehrenden Religionspädagogen Reinhold Boschki. Der Kölner Erzbischof und Kardinal Rainer Maria Woelki zeigt sich überrascht von dieser Zahl, da sich in Deutschland gleichzeitig nur 20 Prozent als „religiös“ bezeichneten. „Die aktuelle Studie zeigt also: Viele Jugendliche lehnen alles Religiöse – also Religion und Kirche ab. Aber sie bezeichnen sich dennoch in der Mehrheit als ,gläubig' und beten mehr oder weniger regelmäßig“, so Woelki im Kölner Domradio.
"Jugend nicht mehrheitlich vom Glauben abgefallen"
Für die katholische Kirche leitet Erzbischof Woelki daraus zwei Botschaften ab: „Mit der Kirche, mit uns Priestern und Bischöfen, mit unseren Gottesdiensten – ja mit unserer Kirchensprache können Jugendliche immer weniger etwas anfangen.“ Die gute Nachricht sei jedoch, dass junge Menschen deshalb nicht mehrheitlich vom Glauben abgefallen seien. „Sie glauben an Gott und beten.“
Ihm mache das Mut, so Woelki. Die Jugendlichen erlebten auch heute Gottes Gegenwart und Nähe. „Und wenn sie beten, dann sind sie mit Gott im Gespräch.“ Hier müsse die Kirche ansetzen und besser werden, etwa indem sie sich bemühe, die Sprache, die Fragen, die Sorgen und die Nöte der Jugend besser zu verstehen.
"Besser von Weggemeinschaft mit Gott erzählen"
Heute wie damals, stellt der Kardinal fest, stellten sich Jugendliche die Sinnfrage: „Was ist der Sinn meines Lebens? Wozu bin ich auf Erden? Was ist für mich der richtige Weg?“ Christen verfügten über eine Jahrtausende lange Erfahrung, die sie weitergeben könnten.
„Es muss uns nur gelingen, von dieser seit Urzeiten erprobten Weggemeinschaft mit Gott besser zu erzählen.“ Denn diese sei eine unendliche Liebesgeschichte, die von der Liebe Gottes zu den Menschen erzähle. „Darauf aber dürfen sich Jung und Alt gleichermaßen verlassen“, so Woelki.
DT/mlu
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