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Instruktion zu Gemeindereformen: Es überwiegt die bischöfliche Kritik

Der Augsburger Bischof Meier kann mit der neuen Handreichung des Vatikans zu Pfarrgemeindereformen gut leben. Es mehren sich aber die kritischen Stimmen. Sie gehen bis hin zu der Ankündigung, die Vorgaben nicht umsetzen zu wollen.
Bertram Meier kann mit der neuen Handreichung des Vatikans zu Pfarrgemeindereformen gut leben
Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa) | Die Vorgaben der neuen Vatikan-Instruktion lägen „ganz auf der Linie, die Papst Franziskus schon in seinem Folgedokument zur Amazonas-Synode angestimmt und oft wiederholt hat, so Bischof Meier.

Die Debatte um die jüngst veröffentlichte Instruktion des Vatikans zu Pfarrgemeindereformen geht weiter. Der Augsburger Bischof Bertram Meiererklärte am Donnerstag, er könne mit dem Papier „gut leben“. Die Vorgaben lägen „ganz auf der Linie, die Papst Franziskus schon in seinem Folgedokument zur Amazonas-Synode angestimmt und oft wiederholt hat: Ihm geht es um die pastorale Umkehr der Kirche“, so Meier laut Berichten der „Katholischen Nachrichten-Agentur“ (KNA). Das Ziel wahrer Erneuerung der Kirche müsse eine geistliche Reform sein.

Pfarrer kommt Dienst der Einheit zu

Auf der Ebene der Pfarreien seien alle dazu aufgerufen, am missionarischen Auftrag der Kirche mitzuwirken. Dem leitenden Pfarrer einer Seelsorgeeinheit komme „bei allem Einsatz der Mitglieder des Volkes Gottes“ der Dienst der Einheit zu. Er leite die Pfarrei oder Pfarreiengemeinschaft im Auftrag Jesu Christi, erklärte Meier. „In diesem Dienst wird der Pfarrer von möglichst vielen Frauen und Männer gut beraten und tatkräftig unterstützt, weiß sich aber auch in seiner Lebensform menschlich getragen. Das kann unsere Pfarrer entlasten und zugleich die Berufungszufriedenheit erhöhen.“ 

Die Instruktion mit dem Titel „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ war am Montag überraschend von der vatikanischen Kleruskongregation veröffentlicht worden. Das von Papst Franziskus gebilligte Dokument klärt als eine Art Verwaltungsanweisung die Anwendung kirchenrechtlicher Normen.  

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Schick: Besser, Instruktion so nicht zu veröffentlichen

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick indes übte deutliche Kritik an der Instruktion: „Es wäre besser gewesen, diese Instruktion so nicht zu veröffentlichen, weil sie für die Gemeinschaft der Kirche und ihrem missionarischen Auftrag mehr Schaden als Nutzen bringt“, erklärte er am Donnerstag in einer Stellungnahme. Nirgends werde deutlich, wozu die Kleruskongregation die Instruktion herausgegeben habe. Ein großes Manko laut Schick: „Weder Anlass noch Zweck werden ausdrücklich genannt.“ So würde Raum für alle möglichen Spekulationen eröffnet, „die Schaden anrichten“. 

Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard fürst kündigte an, keine praktischen Konsequenzen aus der Handreichung des Vatikan ziehen und "den Weg der Mitwirkung und Mitverantwortung von Laien bei der Führung von Diözese, Dekanaten und Kirchengemeinden weiter beschreiten" zu wollen. "Das Rottenburger Modell steht nicht zur Disposition", so Fürst in einer Erklärung. Die darin festgeschriebene starke Beteiligung der Laien in allen Gremien der Diözese bis zum Diözesanrat sei ein großer Vorteil für die Ortskirche – "und sie ist eine klare Konsequenz aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil“. Die gemeinsame Leitung der Kirchengemeinden durch Laien und Kleriker sieht Fürst vollauf im Einklang mit dem Kirchenrecht. Zudem wies er darauf hin, dass der Synodale Weg die richtige Antwort auf die "großen Herausforderungen" darstele, vor denen die katholische Kirche stehe.

Overbeck: Befremdet von Instruktion

Kritisch äußerte sich auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck: „Die Instruktion nimmt in keiner Weise zur Kenntnis, dass wir in Deutschland - aber auch in vielen anderen Ländern der Weltkirche - kirchliches Leben nicht mehr nach den Mustern der bisher bekannten Volkskirche gestalten können“, sagte er am Donnerstag laut KNA. Es befremde ihn, dass ein solches Dokument ohne Vorankündigung und Berücksichtigung der tatsächlichen Situation in den jeweiligen Ortskirchen veröffentlicht werde.

DT/mlu

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