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In Irland fehlt der Priesternachwuchs

Zu alt, zu wenige: Ein junger irischer Priester warnt, dass er keine Nachfolger haben wird – und sieht Hoffnung im „deutschen Weg“.
Irland und der Priestermangel
Foto: Lorne Cook (AP) | Irland, Carrickcarnan: Eine irische Flagge weht über den Gräbern auf einem Friedhof in Carrickcarnan.

In Irland steht die Katholische Kirche vor einem Engpass bei der Berufung von Geistlichen. Das geht aus einem Bericht der britischen Wochenzeitung „The Tablet“ hervor. Pater Paddy Byrne, Pfarrer von Abbeyleix und Ballyroan in der Diözese Kildare und Leighlin sprach wörtlich von einer „Pandemie“ hinsichtlich der Berufungen in Irland. Er warnte davor, dass dieses Jahr mehr Bischöfe als Priester geweiht werden könnten. 

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Nur drei Ordinationen in Irland

Am kommenden Sonntag wird Erzbischof Michael Neary den Diakon Shane Costello zum Priester weihen. Es ist eine von bisher nur drei angesetzten Ordinationen in Irland, wovon eine auf das nächste Jahr verlegt werden könnte. Andererseits werden die Bischofsstühle in Achonry und Kilmore neu besetzt. Am vergangenen Sonntag wurde bereits Michael F. Crotty zum Erzbischof des Titularbistums Lindisfarne geweiht.

Pater Byrne schätzte die Zahl der Priesterweihen in den 26 Diözesen Irlands als „entsetzlich“ ein. „Können Sie sich vorstellen, dass inmitten einer Pandemie nur zwei oder drei Ärzte für den Frontdienst ihren Abschluss ablegen?“ Laut Pater Byrne habe die Corona-Pandemie das Problem einer abnehmenden und überalterten Priesterschaft besonders zutage gefördert: die Mehrheit der Priester haben sich aufgrund ihres hohen Alters isolieren müssen. Mit 46 Jahren ist Pater Byrne der zweitjüngste Priester der Inselrepublik.

"Wir haben niemanden, der nach uns kommt"

„Kaum war der Lockdown vorbei, da wurden diese verwundbaren alten Priester aufgefordert, ihre Ärmel hochzukrempeln und in die Pfarreien zurückzukehren.“ Das sei keine nachhaltige Lösung, aber „wir haben niemanden, der nach uns kommt“. Der Klerus habe „blau angelaufene Gesichter“ wegen der Diskussion über die Berufungskrise und wünschte sich die alten Zeiten zurück. Doch die Kirche von damals sei verschwunden. „Diese Institution hat keine Relevanz mehr für die Mehrheit, sie passt nicht in die gegenwärtige Kultur, wo sie präsent sein müsste.“

Auch die Einladung ausländischer Priester aus Rumänien, Indien oder Sri Lanka könnten keine langfristige Lösung bieten. Er warf der Kirchenführung in Irland vor, dass diese nicht mutig genug sei, um die Realität anzuerkennen. Als positives Gegenbeispiel hob er Deutschland hervor, wo es eine „echte Führung“ gebe, wenn es um die Diskussion um den Priestermangel gebe. „Ich denke, es ist eine schreckliche Schande, dass Frauen von der Option ausgeschlossen werden, Diakon zu sein.“

DT/mga

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