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Graulich kritisiert ÖAK: „Kein ehrlicher Dialog“

Der Ökumenische Arbeitskreis (ÖAK) kehre Differenzen zwischen katholischer und evangelischer Kirche unter den Tisch meint der Untersekretär des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte. Und er betont: Der Glaubenssinn der Gläubigen basiere nicht auf Mehrheitsentscheidung sondern setze die Lehre voraus.
„Gemeinsam am Tisch des Herrn“ - Kommunion
Foto: Franziska Kraufmann (dpa) | Den Einwand der Autoren des ÖAK-Papiers „Gemeinsam am Tisch des Herrn“, wonach es den Lehrmäßigen Anmerkungen der Glaubenskongregation an „kritischer Selbstbesinnung“ fehle, weist Graulich zurück.

In der Debatte um den ökumenischen Dialogs zwischen katholischer Kirche und evangelischen Gemeinschaften äußert sich Prälat Markus Graulich, Untersekretär des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte, kritisch zum Umgang des Ökumenischen Arbeitskreises (ÖAK) mit der römischen Glaubenskongregation.

Es wird ein Minimalkonsens postuliert

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Während ökumenische Dialogpapiere in anderen Ländern klar benennen würden, worin zwischen der katholischen Kirche und den kirchlichen Gemeinschaften der Reformation Konsens bestehe, und wo es weiterhin Differenzen gebe, scheine der ÖAK die Differenzen eher unter den Tisch zu kehren, meint Graulich im Gespräch mit dieser Zeitung. „Es wird ein Minimalkonsens postuliert – der oft mit protestantischen Positionen identisch ist – und zur Grundlage der Entscheidung gemacht.“ Das sei kein ehrlicher Dialog, sondern „insinuierte Konsensformulierung an der Wahrheit vorbei“.

Gleichzeitig warnt Graulich davor, die Pastoral gegen die Glaubenslehre auszuspielen: dies sei immer ein „Totschlagargument“. Während der ÖAK von der Normativität des Faktischen ausgehe – „die Menschen verstehen die Unterschiede nicht mehr, also dürfen wir nicht darauf bestehen und müssen die Lehre mit der Praxis ändern“ - habe die Glaubenskongregation den Zusammenhang von Lehre und Pastoral im Blick: „Die Pastoral hat der Lehre zu folgen und sie umzusetzen; nicht umgekehrt“, betont Graulich. Der Glaubenssinn der Gläubigen basiere nicht auf einer Mehrheitsentscheidung, sondern setze die Lehre voraus.

Inhalte der katholischen Glaubenslehre müssen berücksichtigt werden

Den Einwand der Autoren des ÖAK-Papiers „Gemeinsam am Tisch des Herrn“, wonach es den Lehrmäßigen Anmerkungen der Glaubenskongregation an „kritischer Selbstbesinnung“ fehle, weist Graulich zurück. „Dieser Einwand macht meines Erachtens deutlich, dass nicht verstanden wurde, worum es bei den Lehrmäßigen Anmerkungen geht: Sie stellen keinen Diskussionsbeitrag und kein Konsenspapier, sondern die Inhalte der katholischen Glaubenslehre dar, die beim Dialog mit den kirchlichen Gemeinschaften zu berücksichtigen sind.“ 

Graulich plädiert dennoch dafür, den Dialog mit den evangelischen Gemeinschaften fortzuführen. Ein Dialog sei immer sinnvoll, wenn er in der Wahrheit gründe und sein Ergebnis nicht schon vorher feststehe. „Selbstverständlich geht dieser Dialog die ganze Kirche an, denn es geht ja um grundlegende Glaubensfragen“, so Graulich.  DT

Lesen Sie weitere Hintergründe zum Ökumene-Dialog in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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