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Gastkommentar: Lehramtstreu ist exotisch

Die Mehrheit des Synodalen Weg will die Kirche auf eine neue Grundlage stellen. Doch man darf nicht vergessen: Man kann die Lehre der Kirche natürlich ändern, Jesus aber kann man nicht verändern.
Synodaler Weg  Konferenz: Die eigentliche Frage ist, wer hier exotisch ist
Foto: Besim Mazhiqi | Die eigentliche Frage ist, wer hier exotisch ist: Die Mehrheit des Synodalen Weges, die die Kirche auf eine neue Grundlage stellen will oder die wenigen Katholiken, für die Mission und ein eng auf Jesus und seine ...

Der lehramtstreue Katholik als Exot: Schönes Bild! Auf der Regionalkonferenz des Synodalen Weges in München fragte eine Journalistin, ob ich mich wie ein Exot fühlen würde auf dem Synodalen Weg mit meiner Begeisterung über die Kirche. 

NZZ online veröffentlichte 2018 einen Text mit folgendem Satz: „Besser ein Exot als gar kein Baum, ….“ Auf die katholische Kirche bezogen könnte es heißen: „Besser ein Katholik als keiner.“ Exotisch ist etwas Besonderes, etwas, das man nicht jeden Tag sieht und entsprechend Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Ein Exot kann wie ein Außenseiter wirken, aber auch im positiven Sinn außergewöhnlich sein. 

"im Evangelium steht an keiner Stelle,
man solle Jesu Kirche nach Belieben ändern
oder Jesu Leben umschreiben,
sollte die Nachfolge zu lästig werden"

Natürlich fühle ich mich nicht exotisch. Ich bilde die Weltkirche ab. Ich weiß um die Millionen Katholiken, die Jesus lieben, verehren und anbeten alle Kraft aus dem Glauben schöpfen. Dieser Glaube führt in die Faszination über Liebe, Wahrheit und Schönheit und verbindet mit dem ganz Anderen, bringt eine Freude und einen Frieden mit sich, die unbeschreiblich sind und ein Stück Paradies hier auf Erden erahnen lassen. Und das machen viele Katholiken sichtbar. Wie faszinierte Johannes Paul II. gerade mit seiner entschiedenen Christusnachfolge, mit seiner Liebe zum Herrn! Schon vergessen? 

Was wirklich anziehend ist, sind weder butterweiche Polster-Lehren der Kirche noch niedergerissene Grenzen oder eine Moral, die keine mehr ist. Was fasziniert, ist Ordnung, Klarheit, Reinheit und die tiefe, echte Liebe, die nur in Christus zu finden ist. Aber ja: Sie berührt auch unsere Wunden und setzt den Spot genau auch unsere Schwachstellen und Sünden. Das ist unangenehm. Man kann fliehen oder sich dem stellen. Die scheinbar einfachste Weise, um mit den dunklen Stellen der Seele fertig zu werden, ist die, den moralischen Maßstab tiefer zu setzen. Aber im Evangelium steht an keiner Stelle, man solle Jesu Kirche nach Belieben ändern oder Jesu Leben umschreiben, sollte die Nachfolge zu lästig werden. Jesus erklärt die Nachfolge - sie ist immer freiwillig - so: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach (Mt 16,24) - nicht irgendwelchen Wünschen, Ideologien oder dem Massenwahnsinn, die anstelle von Jesus zur Wahrheit erhoben werden.

Längst hat der Relativismus in der Kirche Fuß gefasst

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Der Relativismus, der in der Kirche längst Fuß gefasst hat, lässt letztlich nur das eigene Ich und dessen Begehrlichkeiten gelten. Da wundert es nicht, wenn eine Schwester auf der Regionalkonferenz berichtet, die meisten ihrer Mitschwestern hätten während der Corona-Zeit die tägliche Eucharistie überhaupt nicht vermisst, dafür aber das Stundengebet vertieft. Wenn Christus und eine tiefe Freundschaft mit ihm nicht mehr im Zentrum stehen, wen feiert man dann?
Das Maß der Christen ist Christus, er ist der wahre Maß des Humanismus, der auf dem Synodalen Weg so hochgehalten wird.

Die eigentliche Frage ist zudem, wer hier eigentlich exotisch ist: Die Mehrheit des Synodalen Weges, die die Kirche auf eine neue Grundlage stellen will oder die wenigen Katholiken, für die Mission und ein eng auf Jesus und seine Lehre gründender Glaube das Fundament sind? Die Progressisten, die die Mehrheit des Synodalen Weg stellen, bilden doch nur einen Teil der Katholiken ab, glauben aber, sie sprächen für alle Katholiken. Würden diese Progressisten des Synodalen Weges am Adoratio-Kongress oder dem Forum Altötting teilnehmen, würde sie dort in der Minderheit sein und sich über die Freude, Gelassenheit, Geschwisterlichkeit nur wundern, sich vielleicht sogar unwohl fühlen – diesmal wären sie die Exoten.

Auch Christus war ein Exot

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Und letztlich war auch Christus ein Exot, ein Nonkonformist. Er hatte kein Geld und Lehr-Ort wie es üblich war für Rabbis, sondern er wanderte umher, er hatte kein Kopfkissen, auf das er sein Haupt hätte legen können, predigte die Liebe und Barmherzigkeit statt immer den Zeigefinger zu heben, er fiel mit seiner Art zu reden, zu leben und zu lieben aus dem Rahmen. Wer ihn nicht liebte und als Gott erkannte, der gängelte ihn, hasste ihn, geißelte ihn, schlug ihn ans Kreuz.
Jesus war natürlich eine Herausforderung, er ist es und wird es immer sein. Ihm nachzufolgen ist nicht immer einfach, Glauben und Vertrauen sind nicht immer leicht. Man kann die Lehre der Kirche natürlich ändern, Jesus aber kann man nicht verändern. 

Mein Vorschlag an die Synodalversammlung: Kommt mal zum Forum Altötting, nehmt teil an einem Prayerfestival, an Night Fever, am Adoratio-Kongress und schnuppert doch mal Exotenluft. Vielleicht bekommt die euch gar nicht so schlecht. 

Die Autorin engagiert sich für die Initiative "Maria 1.0", die sich in Reaktion auf „Maria 2.0“ gegründet hat

Lesen Sie ausführliche Hintergründe zu den Regionalkonferenzen des Synodalen Wegs in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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Dorothea Schmidt Chorgebet Christen Evangelium Humanismus Jesus Christus Johannes Paul Johannes Paul II. Katholikinnen und Katholiken Katholische Kirche Kirchen und Hauptorganisationen einzelner Religionen Paul II. Rabbis

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