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Forum Altötting: "Gott zieht Menschen an sein Herz"

Seit zwölf Jahren nehmen Claudia und Thomas Lütkemeier regelmäßig am Forum in Altötting teil. Zuerst als normale Teilnehmer, seit einigen Jahren als Verantwortliche der Gemeinschaft Emmanuel in Deutschland. Von Cornelia Huber
Forum Altötting
Foto: M. Petersen | Altötting in Bayern steht für viele Katholiken als Inbegriff für kirchliche Tradition. Das Forum der Gemeinschaft Emmanuel ist vielen ein geistlicher Vitaminstoß.

Herr und Frau Lütkemeier, was ist Ihre Motivation, alle Jahre wieder dabei zu sein?

Thomas Lütkemeier: Wir brauchen diese Zeit, mit den Schwestern und Brüder der Gemeinschaft Emmanuel in den verschiedenen Lebensständen gemeinsam im Dienst und Gastgeber zu sein. Und dabei immer wieder zu erleben, dass Gott Kleines und Großes tut und Menschen an sein Herz zieht.

Claudia Lütkemeier: Für uns gehört es einfach dazu – bei allen Mühen und der Tatsache, dass es ein zeitlicher und finanzieller Aufwand ist, für den man auch gut eine Woche anderswo Urlaub machen könnte.

Seit wann gibt es das Forum Altötting?

T.L.: Es hat 1996 als von der Gemeinschaft Emmanuel ausgerichteten Jugendtreffen begonnen. Im Laufe der Jahre hat sich dann zusätzlich ein Familien- und Erwachsenenprogramm entwickelt, Kinder bekommen inzwischen ein eigenes Angebot. Später kam das Teenieforum dazu. Eine wichtige Rolle spielte gerade in den ersten Jahren immer die Internationalität, da waren Teilnehmer aus Ungarn, Slowenien, Frankreich, Tschechien und der Slowakei dabei.

Was ist das Ziel?

Gelegenheit zur persönlichen Vertiefung und Begegnung

C.L.: Es gibt eine Mischung aus Gottesdiensten und Gebetszeiten, Impulsen und Vorträgen, Möglichkeiten der persönlichen Vertiefung, Begegnung mit anderen Gläubigen. Fest dazu gehört ein Barmherzigkeitsabend, eine Form von eucharistischem Gebetsabend, die sich in den 90er Jahren während der Pfarrmissionen der Gemeinschaft Emmanuel entwickelt haben.

Wichtig ist uns, den Teilnehmern Möglichkeiten zu bieten, Gottes Barmherzigkeit zu erfahren – im Sakrament der Versöhnung, in der Anbetung, im guten Gespräch und Gebet füreinander sowie in der Übernahme von kleinen Diensten im Rahmen des Forums. Durch das alles entsteht die Freude, den Glauben zu leben, sich im Lobpreis dem Heiligen Geist zu öffnen.

Lassen sich die Menschen vom Forum Altötting ansprechen?

T.L.: Ja, es kommen in den letzten Jahren etwa 1 500 bis 2 000 Menschen zum Sommerforum. Auch neue Teilnehmer aller Altersgruppen sind dabei. Durch die Veranstaltungen auf dem Kapellplatz, der ja im Herzen Altöttings liegt und frei zugänglich ist, erreichen wir darüber hinaus noch Menschen, die spontan dazukommen.

Im vergangenen Jahr haben Sie mit dem normalen Forum ausgesetzt und mit vielen Interessierten überlegt, wie es weitergehen soll. Warum?

"Es geht uns nicht um die Zahlen"

T.L.: Es geht uns nicht um die Zahlen. Uns hat interessiert zu schauen, wen wir erreichen. Und wir sehen, dass wir vor allem Personen mit dem Forum ansprechen, die – wie wir als Mitglieder der Gemeinschaft selber auch – schon einen intensiven Weg mit Gott gehen und sich in der Kirche auskennen. Darüber sind wir froh und wir hoffen, dass das auch so bleibt.

Wir wollen aber auch versuchen, stärker diejenigen anzusprechen, die noch wenig persönliches Glaubenslebens haben, die sich erstmals oder wieder die Frage nach Gott und Glaube stellen, die mit uns in den Missionen vor Ort in Kontakt sind und nach ihrem Weg mit Gott suchen. Sie wollen wir zum Forum einladen und mitnehmen.

C.L.: Es geht darum, dass das Forum Altötting wieder stärker wird in der missionarischen Ausprägung wird, und nicht zu sehr eine – wertvolle und schöne und gern genutzte – geistliche Tankstelle ist, die aber in gewissen Sinne nur für die erreichbar ist, die dasselbe wollen wie wir. Es braucht unbedingt die Stärkung und Stabilität in Gemeinschaft von Leuten, die im großen Ganzen so ticken wie wir selber. Aber wenn wir es ernst meinen mit unserer Sendung aus der Taufe heraus und unserem Ruf, den Glauben zu teilen, können wir uns damit nicht zufriedengeben.

"Stärker in der missionarischen Ausprägung"

Lassen Sie sich auch von den Aussagen der Kirche zur Mission inspirieren?

C.L.: Die Kirche und der Heilige Vater geben uns dazu viele wichtige Impulse und Aufgaben. Wir möchten unsere Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse anderer Zielgruppen schärfen und versuchen, das Forum in Sinne dessen, worum die Kirche bittet (begleiten – unterscheiden – integrieren), zu erneuern. Schrittweise, ohne überzogene Erwartungen, aber mutig und mit der Gelassenheit, Dinge ausprobieren zu können und nicht in den bestehenden Formen beschränkt zu sein.

Haben Sie beim Workshop im vergangenen Jahr auch auf Erfahrungen aus Frankreich, dem Ursprungsland der Gemeinschaft Emmanuel, zurückgegriffen?

T.L.: Die Situation in Frankreich ist mit der in Deutschland nur teilweise vergleichbar. Die Gemeinschaft ist in Frankreich sehr groß und in der kirchlichen Landschaft stark präsent und bekannt. Hinter den Sommerforen in Paray le Monial, dem Herz-Jesu-Wallfahrtsort in Burgund, den wir als unser geistiges Zentrum betrachten, stehen viel größere Ressourcen als in Deutschland.

Forum 2018: "Es geht weiter"

Gleichzeitig ist es für viele Katholiken in Frankreich etwas Gängiges, mal zu so einem Sommertreffen der Gemeinschaft Emmanuel zu fahren. Andererseits sind nach meinem Eindruck die gesellschaftlichen Grenzen zwischen der katholisch/christlichen Welt und anderen gesellschaftlichen Bereichen in Frankreich noch einmal ausgeprägter als in Deutschland. Da gibt es also ähnliche Fragestellungen, wie Glaube und Kirche sich öffnen können, um Begegnung zu ermöglichen.

Wie waren die Reaktionen auf die einmalige Programmänderung?

T.L.: Wir hatten neben den Gemeinschaftsmitgliedern auch alle Forumsbesucher der letzten sechs Jahre angeschrieben und erläutert, warum wir diesen Weg gehen. Wir haben positive Reaktionen erhalten, in denen uns dafür gedankt wird, dass wir uns nicht scheuen, anders zu denken und uns Zeit für diese wichtigen Fragen zu nehmen. Es gab auch Rückmeldungen verunsicherter Forumsteilnehmer, die Sorge haben, dass wir das Forum Altötting einstampfen. Aber uns ging es ja genau um das Gegenteil: Wie gehen wir weiter? Die Antwort geben wir mit dem Forum 2018. Es geht weiter.

Geistliche Impulse, Ort der Begegnung, Glaubensworkshops: Lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der "Tagespost" vom 02. August, wie sich das Forum Altötting für die Zukunft aufstellt.

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