Die Auswertung der Archive aus der Zeit Pius XII. belastet mit Pater Josef Kentenich eine bekannte Gestalt der Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts schwer. In einem exklusiven Beitrag für „Die Tagespost“ (Donnerstagsausgabe) legt die in Rom wirkende Theologin und Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach auf der Grundlage bislang unausgewerteter Dokumente dar, dass der Gründer der Gemeinschaft der Marienschwestern von Schwestern des systematischen Machtmissbrauchs und sexuellen Missbrauchs in einem Fall bezichtigt wurde.
Hochgradig manipulativer Gründer
Vom Heiligen Offizium, der Vorgängerorganisation der Kongregation für die Glaubenslehre ernannte Visitatoren schenkten den Zeugnissen der Schwestern Glauben. In ihren Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre erstellten Berichten nach Rom zeichneten sie das Bild eines hochgradig manipulativen, die Schwestern in ihrer Gewissensfreiheit planmäßig behindernden Gründers. Der Heilige Stuhl reagierte auf der Grundlage der durch die Visitationen gewonnenen Erkenntnisse und trennte Pater Kentenich zunächst von seinem Werk, um ihn dann ins Exil in die USA zu schicken. Grundlegende Reformen in der Gemeinschaft selbst blieben aber zunächst aus. Autorin von Teuffenbach schreibt: „Die Kirche unter Pius XII. schützte die missbrauchte Frau und die Marienschwestern, die aber damals, statt den offiziellen Weisungen der Kirche zu gehorchen, lieber einer durch die Akten deutlich beschriebenen fragwürdigen Gestalt folgen wollten.“
Für das 1975 eröffnete Seligsprechungsverfahren für den 1968 verstorbenen Ordensgeistlichen dürften die bislang unveröffentlichten Erkenntnisse von höchster Bedeutung sein.
Was genau Pater Kentenich vorgeworfen wird und wie er die Schwestern manipulierte, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“.