Die Bilder brennender Kirchen in Chile stellen europäische Sehgewohnheiten auf den Kopf. Eine politisch korrekte Lesart bescheinigt dem Land paradoxerweise, insgesamt auf einem guten Weg zu sein, weil die Ära Pinochet der Vergangenheit angehört und mit der Einführung der straffreien Abtreibung in bestimmten Fällen sowie dem Siegeszug der LGBT-Bewegung als Errungenschaften missdeutete gesetzliche Freiräume entstanden sind. Dabei veranschaulicht Chile, dass die Säkularisierungswelle nach westlichem Industriestaatenmuster kein Garant für eine tolerante Gesellschaft ist. Die von keiner staatlichen Institution geschützten brennenden Gotteshäuser, darunter eine der ältesten Pfarrkirchen von Santiago, sind kein Betriebsunfall.
Santiago de Chile
Es liegt kein Betriebsunfall vor
Brennende Kirchen provozieren. Chile zeigte sich doch auf einem guten Weg. Doch die Toleranz der Toleranten ist nicht so groß.