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Dank Nietzsche für das Evangelium begeistert

In der kommenden Ausgabe der Tagespost erzählt eine junge Benediktinernovizin, wie sie ihren Weg ins Kloster fand – und welche Rolle der Philosoph Friedrich Nietzsche dabei spielte.
Eine Berufungsgeschichte
Foto: Roland Weihrauch (dpa) | Die junge Benediktinernovizin ist der festen Überzeugung, dass Gott ausgerechnet ihre jugendliche Begeisterung für die Lektüre des Philosophen Friedrich Nietzsche nutzte, um sie für das Evangelium begeistert.

Eine 22-jährige Benediktinernovizin erzählt anlässlich des Weltgebetstags für geistliche Berufe am 2. Februar, wie sie nach Jugendjahren in Ostdeutschland ihren Weg ins Kloster fand. Rückblickend ist sie der festen Überzeugung, dass Gott ausgerechnet ihre jugendliche Begeisterung für die Lektüre des Philosophen Friedrich Nietzsche nutzte, um sie für das Evangelium begeistert. 

Nachdenklich über das Paradoxe der Lektüre

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„Der Text, der mich am meisten beeindruckte, war aber die Parabel vom tollen Menschen aus der Fröhlichen Wissenschaft, in der Nietzsche durch den Mund eines Wahnsinnigen den Tod Gottes verkündet“, schreibt sie in einem Beitrag für diese Zeitung.

Zugleich wurde sie nachdenklich über das offensichtliches Paradox in ihrer Lektüre: „Insofern Unsterblichkeit zu den unbestrittenen Attributen von Göttlichkeit gehört, kann Gott, wenn es ihn denn gibt, nicht sterben. Gibt es ihn nicht, so ist es völlig bedeutungslos, von seinem Tod zu sprechen: Was nicht existiert, kann auch nicht sterben. Das ist im Grunde banal. Woher kommt aber die erschütternde Kraft dieses paradoxen Ausdrucks?“

Das Mysterium der menschlichen Freiheit

Beim täglichen Rosenkranzgebet dachte sie tiefer über das Mysterium der menschlichen Freiheit nach: „Was Nietzsche in seiner Parabel vielleicht nicht unmittelbar gemeint, aber womöglich geahnt hat, ist, dass der Mensch tatsächlich frei ist, Gott in seiner Seele zu töten, das heißt, das Bildnis Gottes, dass er in sich trägt, bis zur Unkenntlichkeit zu verstümmeln. Gott, in Seiner Liebe zur menschlichen Freiheit, erduldet dies wie er als Mensch das Kreuz erduldete. Weit größer als das Geheimnis der furchtbaren menschlichen Freiheit zum Gottesmord ist aber das Geheimnis des Gehorsams, das in der Jungfrau Maria seinen vollkommenen Ausdruck findet: Der Mensch, der zum Gottesmörder werden kann, ist in Wahrheit dazu berufen, Gottesmutter zu sein und in all seinem Tun den lebendigen Gott in die Welt zu bringen.“  DT/reg

Mehr über diese ungewöhnliche Berufungsgeschichte erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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