Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers würde es begrüßen, wenn die katholische Kirche eine Segnung homosexueller Paare erlauben würde. Man müsse sich zwar über die Form Gedanken machen, grundsätzlich sei er jedoch für solch eine Öffnung, erklärte Timmerevers im Gespräch mit der „Katholischen Nachrichten-Agentur“ (KNA). „Die Frage ist doch: Was segne ich? Ich segne Menschen. Und wenn ein Mensch vor mir steht und um einen Segen bittet – wie kann ich diesen Segen verweigern?“, so der Bischof.
Akzeptanz und Toleranz für Homosexuelle stärken
Weiter erklärte Timmerevers, er habe Verständnis dafür, wenn homosexuelle Paare um einen kirchlichen Segen für ihre Partnerschaft bitten würden. Ein Segen sei der Zuspruch Gottes. Man müsse unterscheiden, dass mit solch einem Segen nicht alles „abgesegnet“ und gut geheißen werde, was homosexuelle Menschen täten. „Da muss man sehr differenziert hinschauen“, so der Bischof im Bistum Dresden-Meißen. Er sei an verschiedenen Orten im Bistum der Gruppe schwul-lesbischer-transsexueller Christen begegnet, und deren Lebens- und Glaubensgeschichten hätten ihn nachhaltig bewegt. „Sie wollen Christen sein und ihren Glauben auch in der Kirche leben.“ In diesem Ringen wolle er die Menschen nicht alleine lassen.
Dass eine Integration von Homosexuellen und sein Bemühen darum in der Kirche nicht von allen mitgetragen werde, sei ihm bewusst, so Timmerevers weiter. „Ich glaube, viele Bischöfe und Seelsorger finden das befremdlich, weil sie vielleicht auch keine Berührungspunkte haben.“ Es sei ihm ein Anliegen, „dass wir in unseren Gemeinden wie in der ganzen Kirche für Homosexuelle Akzeptanz und Toleranz weiterentwickeln und stärken“. Dadurch könne ein Prozess des Nachdenkens angestoßen werden. Dieser müsse auf allen Ebenen stattfinden, „in unseren Gemeinden, aber auch in der Bischofskonferenz“. Nicht zuletzt müsse sich die katholische Kirche neu positionieren: „Wie gehen wir mit Gleichgeschlechtlichen in unserer Pastoral um, und wie bewerten wir das?“, fragte Timmerevers.
Timmerevers spricht von ausgrenzender Pastoral
Eine Erkenntnis seiner Beschäftigung mit dem Schreiben „Amoris laetitia“ von Papst Franziskus sei, dass die Kirche in einigen Feldern eine sehr ausgrenzende Pastoral betrieben habe. „Wenn jemand nicht unseren Normen entspricht, dann hat er kaum eine Chance, inmitten der Kirche zu leben“, so der Bischof. Gegen diese Ausgrenzung müssen man angehen. DT/mlu
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.