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Asia Bibi ist frei

Die wegen des Vorwurfs der Blasphemie zum Tode verurteilte pakistanische Christin Asia Bibi hat das Gefängnis verlassen. Ihrem Anwalt zufolge soll sie außer Landes geflogen worden sein.
Asia Bibi aus Haft entlassen
Foto: Rahat Dar (EPA) | Gegenüber der britischen BBC teilte Asia Bibis Anwalt, Saif ul Malook, mit, dass sich seine Mandantin in einem Flugzeug befinde - „aber niemand weiß, wo sie landen wird“.

Die wegen des Vorwurfs der Blasphemie zum Tode verurteilte pakistanische Christin Asia Bibi ist frei. Den Berichten lokaler Medien zufolge soll sie am Mittwochabend aus dem Gefängnis in der pakistanischen Provinz Punjab entlassen worden sein. Zunächst blieb unklar, wohin sie gebracht wurde. Gegenüber der britischen BBC teilte ihr Anwalt, Saif ul Malook, jedoch mit, dass sich Bibi in einem Flugzeug befinde - „aber niemand weiß, wo sie landen wird“.

Zunächst unklar, wohin Bibi gebracht werden soll

Vergangene Woche hatte der Oberste Gerichtshof Pakistans das Todesurteil gegen die 47-jährige Katholikin und Mutter von fünf Kindern zunächst aufgehoben. Daraufhin war es in zahlreichen Städten Pakistans zu heftigen Protesten radikaler Islamisten gekommen. Die pakistanische Regierung beugte sich dem Druck und einigte sich mit der islamistischen Partei Tehreek-e-Labaik Pakistan (TLP) darauf, einen Berufungsprozess gegen Bibi zuzulassen. Zu diesem dürfte es nun wohl nicht mehr kommen.

Ein Sprecher der islamistischen TLP bezichtigte die Regierung nach der Freilassung Bibis des Bruchs der Vereinbarung. „Die Regierenden haben ihre Unehrlichkeit gezeigt“, so der Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Ehemann bat bereits mehrere Staaten um Asyl für die Familie

Asia Bibis Ehemann, Ashiq Masih, hatte bereits mehrere Staaten um Asyl für seine Frau und die Familie gebeten, darunter die USA, Kanada, Großbritannien und Italien. Berichten zufolge sollen sich bereits mehrere Länder dazu bereiterklärt haben, die Verfolgten aufzunehmen. Auch in Deutschland gab es Forderungen, Asia Bibi Asyl zu gewähren. So forderte beispielsweise der menschenrechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Brand, die pakistanischen Christin müsse zum Schutz einen Platz in Deutschland finden können. Zuvor hatte bereits das internationale katholische Hilfswerk missio Aachen die Forderung an die Regierung gerichtet, sich für Freiheit, Sicherheit und Ausreisemöglichkeit Asia Bibis einzusetzen.

Asia Bibi wurde vorgeworfen, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben

Die Pakistani Asia Bibi ist die erste katholische Frau, die in Pakistan wegen Gotteslästerung angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Ihr wurde vorgeworfen, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Nach der Verurteilung im Jahr 2010 wurde das Todesurteil 2014 bestätigt, im Jahr darauf jedoch vorläufig ausgesetzt.

Im islamisch geprägten Pakistan gilt Blasphemie als Verbrechen, das mit der Todesstrafe geahndet wird. Die Auslegung des Begriffs fällt in der Praxis jedoch oft sehr weit aus. So gelten bereits abfällige Äußerungen zum Islam oder dem Koran und dem Propheten Mohammed als blasphemisch. Kritiker erheben immer wieder den Vorwurf, die Blasphemiegesetze würden ausgenutzt, um persönlichen Feinden zu schaden.

DT/mlu

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