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Voderholzer: Evangelisierung als Leitkriterium für „Synodalen Weg“

Man dürfe den „Synodalen Weg“ nicht mit einem soziologischen oder politischen Prozess verwechseln, so der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Gleichzeitig mahnt er, die Lehre und Praxis der Kirche zu wahren.
"Synodaler Weg": Voderholzer mahnt zur Evangelisierung
Foto: Arne Dedert (dpa) | Mit dem „Synodalen Weg“ hat gestern ein zweijähriger Gesprächsprozess zwischen den deutschen Bischöfen und Laienvertretern des „Zentralkomitees der deutschen Katholiken“ (ZdK) begonnen.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat zum Beginn des „Synodalen Wegs“ zur geistlichen Erneuerung gemahnt. „Evangelisierung beginnt immer bei der Selbstevangelisierung“, erklärte Voderholzer und forderte die Gläubigen auf, das persönliche Gebet und die tägliche Schriftbetrachtung zu intensivieren und zu verinnerlichen. Bischof Voderholzer äußerte sich am Sonntag in einer Predigt im Regensburger Dom zur Eröffnung der Adventszeit.

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Gemeinsames Hören auf das Evangelium

Der Regensburger Bischof erinnerte abermals an den Brief von Papst Franziskus an die Gläubigen in Deutschland, in dem er nahegelegt habe, dass die Evangelisierung das Leitkriterium aller Beratungen schlechthin sein müsse. Dies sei Voderholzer auch in einer Privataudienz beim Papst im August 2019 noch einmal mitgeteilt worden. Der "Synodale Weg“ müsse ein geistlicher Prozess sein, ein gemeinsames Hören auf das Evangelium. „Auf keinen Fall, so erklärte der Heilige Vater, dürften wir den ,Synodalen Weg' mit einem politischen oder soziologischen Prozess verwechseln.“

Gleichzeitig warnte Bischof Voderholzer vor Reformen, die sich bereits andernorts als nicht erfolgreich erwiesen hätten. Viele kirchliche Gemeinden, in denen die Empfehlungen, die von bestimmter Seite als Lösung vorgeschlagen würden, bereits umgesetzt seien, würden sich in derselben Situation befinden, oft in einer noch viel dramatischeren. „Es wäre doch für mich als Bischof vollkommen unverantwortlich, ein Experiment zu wiederholen, dessen Ausgang ich allenthalben beobachten kann“, so Voderholzer.

Voderholzer: Weiheamt dem männlichen Geschlecht zugeordnet

Kritik übte der Bischof zudem an denjenigen, die im Hinblick auf den „Synodalen Weg“ behaupteten, es gebe kein theologisches Argument für die exklusive Zuordnung des Weiheamtes an das männliche Geschlecht. „So kann nur reden, wer sich von der bislang in der Kirche geltenden Erkenntnislehre und Glaubensbegründung verabschiedet hat.“ Zur Berufung auf die Praxis Jesu und die Tradition komme der Hinweis auf die sakramentale Struktur der Kirche, deren Ämter eben nicht austauschbare Funktionen seien, „sondern Darstellung, Repräsentation Christi als des Hauptes seiner Kirche im bräutlichen Gegenüber der Kirche“, so Voderholzer.

Die Behauptungen, es gebe keine theologische Begründung für die Lehre und Praxis der Kirche, seien falsch und irreführend. „Apokalyptische Anwandlungen“, als sei jetzt „die letzte Chance“ für die Kirche gegeben, sich zu „reformieren“, seien nicht hilfreich und würden fast an versuchte Nötigung grenzen.

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Glaubwürdige Zeugen der Freude und der Hoffnung

Mit dem „Synodalen Weg“ hat gestern ein zweijähriger Gesprächsprozess zwischen den deutschen Bischöfen und Laienvertretern des „Zentralkomitees der deutschen Katholiken“ (ZdK) begonnen. In den vier Foren zur priesterlichen Lebensform, klerikalem Machtmissbrauch, der Rolle von Frauen in der Kirche sowie zur katholischen Sexualmoral sollen die Ursachen der derzeitigen Krise der Kirche in Deutschland bedacht und Lösungswege beraten werden.

Der kirchliche Reformprozess wurde in vielen deutschen Bischofskirchen mit Gottesdiensten eröffnet. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, entzündete zusammen mit der ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann im Münchner Liebfrauendom eine Synodalkerze. In seiner Predigt betonte Marx, dass man das Evangelium nur sichtbar machen könne, „wenn wir selbst glaubwürdige Zeugen sind – Zeugen der Freude, Zeugen der Hoffnung. Dazu müssen wir die Hindernisse beseitigen, die uns beschweren und hinschauen auf das, was uns hindert, diese große Freude zu verkünden und Glaubwürdigkeit zu bezeugen“.

Marx bittet um Unterstützung im Gebet

Der Münchner Erzbischof wies auch darauf hin, dass ein Weg gefunden werde müsse, aufeinander zu hören, auch wenn es unterschiedliche Positionen gebe. Ich hoffe sehr, dass das gelingt. Auseinandersetzungen wird es geben – die gibt es überall“, so Marx. Wichtig sei, dass das Fundament das Evangelium und die Hoffnung auf die wunderbare Verheißung in Christus sei. Der Kardinal bat zudem für die Unterstützung des „Synodalen Wegs“ im Gebet. „Wir brauchen geistliche Sensibilität, sonst wird der Weg nicht fruchtbar sein.“

DT/mlu

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