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Theologe Schaller: Benedikt-Film ist „Pseudodokumentation“

Die Person Joseph Ratzinger werde in einer Weise dargestellt, die mit der Realität und seiner Person, seinem Werk, seinem Pontifikat nicht übereinstimme, urteilt der Theologe Christian Schaller über den Film „Verteidiger des Glaubens“.
Kontroverse um Papst-Dokumentation
Foto: Ettore Ferrari (epa ansa) | Statt einen "Kniefall" vor der Dokumentation "Verteidiger des Glaubens" zu machen, fordert Schaller dazu auf, sich mehr mit Literatur, Leben und Leistung des Papa emeritus zu beschäftigen.

Die kritischen Reaktionen rund um den neuen Benedikt-Film „Verteidiger des Glaubens“ reißen nicht ab. Christian Schaller, der stellvertretenden Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI. in Regensburg, hat den Film von Christoph Röhl als „Pseudodokumentation“ bewertet. „Die Person Joseph Ratzinger wird in einer Weise dargestellt, die mit der Realität und seiner Person, seinem Werk, seinem Pontifikat nicht übereinstimmt.“ Dies äußerte Schaller in einem Interview mit der Presse- und Medienabteilung des Bistums Regensburg.

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Schaller: Film entspricht nicht den historischen Tatsachen

Der Film verschweige Fakten oder ignoriere sie und entspreche „nicht den historischen Tatsachen“. Er suggeriere die „Untätigkeit“ des Pontifex hinsichtlich der Missbrauchsfälle in der Kirche. Das Gegenteil sei richtig, so Schaller. Noch als Kardinal habe Joseph Ratzinger Mitte der 1980er die Missbrauchsproblematik erkannt und vor 20 Jahren eine Kommission eingerichtet, um „für ein härteres, entschiedeneres Vorgehen die rechtlichen Grundlagen zu schaffen“.

Papst Johannes Paul II. habe Ratzinger mit Sondervollmachten ausgestattet, die Verjährung in besonders schweren Fällen aufzuheben, so Schaller weiter. „Daneben wird auch sein Engagement in der Aufarbeitung des Falls des Gründers der „Legionäre Christi“ völlig ignoriert. Im Gegenteil, er wird sogar beschuldigt, er sei für die Nichtaufdeckung verantwortlich.“ Die geführten Interviews seien in ihren Ausschnitten „tendenziös und manipulativ“, wichtige Hintergründe der Augenzeugen würden ausgespart.

Benedikt als Komplizen der Missbrauchstäter enthüllen

Schaller, der 2013 den Premio Joseph Ratzinger (Joseph-Ratzinger-Preis) erhielt, zeigte sich auch persönlich „erschüttert“. Der Regisseur Röhl habe den Papst von Anfang an als Komplizen der Missbrauchstäter enthüllen wollen. „Für mich persönlich ist diese offenkundige Stoßrichtung unerträglich“, sagte der ehemalige theologische Referent von Gerhard Kardinal Müller.

Statt einen „Kniefall“ vor dem Film zu machen, forderte Schaller dazu auf, sich mehr mit Literatur, Leben und Leistung des Papa emeritus zu beschäftigen: „Die Geschichte wird ein objektiveres Urteil für diesen Gelehrten auf dem Stuhl des heiligen Petrus finden, wenn zusehends seine denkerische und menschliche Größe deutlicher herausragt.“

DT/mga

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