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Tagle: Der stets lächelnde Halbchinese

Kardinal Luis Antonio Tagle wird der „rote Papst“ in Rom und leitet ab Januar die „Propaganda fide“.
Kardinal Luis Antonio Tagle
Foto: KNA | Tagle ist seit 2015 Präsident der „Caritas Internationalis“, dem Dachverband für 165 nationale Caritasverbände. Als solcher folgte er ganz der Linie von Papst Franziskus: Offenheit gegenüber Migranten, eine Kirche an ...

Schon beim Konklave von 2013 war er ein Kandidat: der damals erst 55 Jahre „junge“ Erzbischof von Manila, den Benedikt XVI. im November 2012 in den Kardinalsstand erhoben hatte. Luis Antonio Tagle fiel in Rom sofort auf wegen seiner frischen, freudigen Art. Unvergessen, wie er bei der Entgegennahme des Kardinalshuts vor dem deutschen Papst vor lauter Rührung in Tränen ausbrach. Bei der Papstwahl, die Kardinal Jorge Mario Bergoglio in Weiß verließ, galt der Philippine als ein Geheimtipp – nicht zuletzt, weil seine Mutter Chinesin ist: Viele schauten damals mit großen Hoffnungen auf die Kirche im Reich der Mitte, hatte Benedikt XVI. mit seinem Brief an die Katholiken Chinas im Jahr 2007 doch die Aufmerksamkeit der ganzen Kirche auf dieses prächristliche Riesenland gelenkt, das, würde es sich in Zukunft mehrheitlich zum Christentum bekehren, die Physiognomie der Catholica völlig verwandeln würde.

Der „rote Papst“ in Rom

Nun ist Kardinal Tagle schon einmal in Rom angelangt: als „roter Papst“, nicht als weißer. Aber der Präfekt der Missionskongregation „Propaganda fide“, zu dem Papst Franziskus den Philippinen am Sonntag ernannt hat, gehört zu den bedeutenderen Posten, die in der Kurie zu besetzen sind. Als „schwarzer Papst“ gilt in Rom der Jesuitengeneral, weil er einen weitverzweigten Eliteorden kommandiert. Und als „roten Papst“ – wegen seines roten Kardinalsgewands – tituliert man den Präfekten der Kongegation für die Evangelisierung der Völker, weil er über die nicht selbstständigen Kirchenregionen, die noch als Missionsgebiete gelten, das Sagen hat und ihm nicht nur die dortigen Seminare und Hochschulen unterstehen, sondern er neben den Geldmitteln von allein vier Päpstlichen Missionswerken auch über einen beeindruckenden Fundus am Immobilien verfügt, die ihm als Kriegskasse dienen.

Im neuen Amt, das er im kommenden Januar antritt, ersetzt Tagle Kardinal Fernando Filoni, derals Großmeister des Ordens der als „Grabesritter“ bekannten Ritter vom Heiligen Grabe zu Jerusalem den in den Ruhestand gehenden Kardinal Edwin Frederick O'Brien ablöst. Filoni war unter Benedikt XVI. Substitut im vatikanischen Staatssekretariat.

Für Lebensrecht und „Amoris laetitia“

Tagle ist seit 2015 Präsident der „Caritas Internationalis“, dem Dachverband für 165 nationale Caritasverbände. Als solcher folgte er ganz der Linie von Papst Franziskus: Offenheit gegenüber Migranten, eine Kirche an der Seite der Armen, der Primat der Pastoral vor der Dogmatik – obwohl Tagle in seiner Bischofskonferenz Vorsitzender der Glaubenskommission war. Als Erzbischof von Manila hat sich Tagle ganz hinter das Papstschreiben „Amoris laetitia“ gestellt, wie sich auch die Bischofskonferenz der Philippinen für einen der weitesten Interpretationsrahmen bei der Kommunionzulassung von wiederverheirateten Geschienen entschied. Auf der anderen Seite ist der Halbchinese Tagle ein entschiedener Befürworter des Kampfs der Kirche gegen Abtreibung und Empfängnisverhütung und das, was er einen „praktischen Atheismus“ nennt.

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