Der französische Religionsphilosoph Rémy Brague sieht in der brennenden Pariser Kathedrale von Notre-Dame kein Fanal für das Verschwinden des christlichen Abendlandes. Zum Jahrestag der Brandes erklärte er gegenüber der Tagespost, seit im Jahr 1940 die gesamte französische Regierung um die Rettung Frankreichs vor den Nazis gebetet hätte, sei die Kathedrale auch ein modernes politisches Symbol.Sogar Atheisten hätten den Brand von Notre Dame am 15. April 2019 als Trauma erlebt, weil in diesen Steinen so etwas wie eine kulturelle Identität Frankreichs steckt.
Die Kathedrale als Ort des Lebens
Mit Blick auf den Wiederaufbau der Kathedrale sie zu bedenken, „dass uns die Ästhetik um einen beträchtlichen Teil des Religiösen gebracht hat“ erklärte er. Er frage daher nicht, ob Notre-Dame als ein Ort der Stille aus der Asche auferstehen solle. Eine Kathedrale müsse auch ein Ort des Lebens – nicht nur des touristischen Lebens - sein.
Ablehnend äußert sich Brague zur Thesen, die den Brand in Zusammenhang mit einem strafenden Gott bringen. Der Begriff eines strafenden Gottes unterschlage, dass die schlimmste Strafe, die es geben könne schon in der Sünde stecke: der Sünder gebe Gott auf und verliere den Kontakt mit der Quelle aller Güte, Schönheit und Wahrheit. „Brand als Strafe könnte im Notfall nur sehr lässliche Sünden büßen“, stellte Brague fest.
DT/reg
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