Rechnet sich das Erzbistum Hamburg ärmer, als es ist? Im Konflikt um die geplante Schließung sechs katholischer Schulen im Erzbistum hat eine Gruppe von Hamburger Unternehmern schwere Vorwürfe erhoben. Wie das Magazin „Der Stern“ berichtet, fordert die sogenannte „Adventsrunde“, ein Zusammenschluss von Elternvertretern und Hamburger Unternehmern um den Betreiber der Steakhouse-Kette „Block House“, Eugen Block, das Erzbistum Hamburg auf, die Entscheidung zur Schließung der Schulen zurückzunehmen.
Bereits 2018 hatte die Gruppe versucht, den Hamburger Erzbischof Stefan Heße von der Entscheidung abzubringen. Nun soll der Unternehmer Block auf eigene Kosten einen Unternehmensberater engagiert haben, der die Bilanzen der Erzdiözese aus dem Jahr 2017 prüfte und ein eigenes Gutachten vorlegte.
Kirchliche Immobilien zu niedrig bewertet?
Darin soll er unter anderem festgestellt haben, dass die Rückstellungen für Pensionsverpflichtungen zu hoch und die rund 800 kirchlichen Immobilien zu niedrig bewertet seien. Die Schlussfolgerung: Das Erzbistum sei gar nicht überschuldet. Nun fordert die Gruppe Erzbischof Heße in einem offenen Brief abermals, die Schulschließungen zu verhindern.
Das Erzbistum Hamburg wies die Vorwürfe zurück. Sämtliche Bestandteile der Bilanz des Erzbistums, darunter auch die Pensionsrückstellungen, würden klaren staatlichen, kirchen- und finanzrechtlichen Auflagen unterliegen, heißt es in einer Erklärung des Erzbistums. Sie würden von zahlreichen außerkirchlichen Instanzen auf Plausibilität und rechtliche Konformität überprüft, so der Sprecher des Erzbistums, Manfred Nielen.
"Wer [...] den Vorwurf erhebt, wir
würden tricksen, um uns künstlich
arm zu rechnen, verkennt
schlicht den Ernst der Lage"
Manfred Nielen, Sprecher des Erzbistums Hamburg
Die seit 2013 jährlich veröffentlichten Finanzberichte des Erzbistums durchliefen alle zuständigen Gremien wie den Wirtschaftsrat. Nielen verwies zudem auf die Unternehmensberatung Ernst & Young, die seit zwei Jahren mit der Aufarbeitung der finanziellen Situation des Erzbistums beauftragt sei. „Wer vor diesem Hintergrund den Vorwurf erhebt, wir würden tricksen, um uns künstlich arm zu rechnen, verkennt schlicht den Ernst der Lage", so Nielen weiter.
„Wer jetzt fordert, wir sollten die Augen vor der finanziell bedrohlichen Situation verschließen und einfach so weitermachen wie bisher, nimmt sehenden Auges in Kauf, dass das Erzbistum in wenigen Jahren handlungsunfähig ist.“
DT/mlu