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Schönborn: Für Zölibat soll „explizit geworben“ werden

Wiens Kardinal Christoph Schönborn sieht die größte Herausforderung der Kirche Amazoniens im Erfolg der Pfingstkirchen.
Schönborn zu Pfingstkirchen in Amazonien
Foto: Kathpress | Wenn tatsächlich 60 bis 80 Prozent der Christen in Amazonien bei Frei- und Pfingstgemeinden Heimat gefunden hätten, wäre das eine "unglaubliche Herausforderung", die nicht durch eine pastorale Reform wie die ...

Die große Aufgabe der Kirche in Amazonien besteht nach Ansicht des Wiener Kardinals Christoph Schönborn darin, zu untersuchen, „warum die Pentekostalen die entlegensten Dörfer erreichen und wir nicht“.

In einem Interview mit der Internationalen Katholischen Zeitschrift COMMUNIO (November/Dezember 2019), das der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück führte, sagte Schönborn, der selbst an der Amazonas-Synode teilgenommen hat: „Ich habe den Eindruck, alle wissen davon, aber man redet lieber nicht darüber. Wenn es stimmt, was in einem sehr gründlichen Informationsdokument über die pastorale Situation zu lesen war, dass etwa 60 Prozent, manche sagen bis zu 80 Prozent, der Christen in der Region inzwischen bei Frei- und Pfingstgemeinden Heimat gefunden haben, dann ist das eine unglaubliche Herausforderung, die sicher nicht durch eine pastorale Reform wie die Einführung von viri probati zu lösen ist.“

Frage nach der Verkündigung des Evangeliums

Die „tiefgreifendste Anfrage der Pentekostalen an die Pastoral der katholischen Kirche ist die Frage nach der Verkündigung des Evangeliums“, so Schönborn. Die Katholiken machten eine „Pastoral, in der der soziale Aspekt im Vordergrund steht“. Weiter kritisiert der Wiener Kardinal und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz: „Die Rücksicht auf die indigenen Traditionen behindert manchmal die Direktheit der Verkündigung.“ Genau diese Direktheit aber sei der Grund, „warum die Pfingstler solchen Erfolg haben“. Problematisch seien auf dieser Seite aber „Versprechungen des Wohlstands“.

Zölibatäre Lebensform muss Grundform bleiben

 

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Kardinal Schönborn sprach sich in dem Interview neuerlich dafür aus, dass „für die lateinische Kirche die zölibatäre Lebensform des Priesters die Grundform bleibt“. Der Kirche sei hier „ein großer Schatz anvertraut worden“. Schönborn wörtlich: „Zu glauben, dass die viri probati die Grundform für das Priestertum in der römisch-katholischen Kirche werden könnten, das wäre, glaube ich, eine grobe Fehleinschätzung.“ Der ständige Diakonat sei „ein Laboratorium für einen eventuell auch priesterlichen Dienst“. Für den ehelosen priesterlichen Dienst müsse „sehr explizit geworben werden“, so der Wiener Kardinal, „weil es die Lebensform Jesu war“.

DT/sba

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