Kurienkardinal Robert Sarah ruft zur Bewahrung des überlieferten Glaubens der Kirche auf. Insbesondere Priester und Bischöf ermutigt er in seinem neuen Interviewbuch "Herr, bleibe bei uns!" zur Treue zum Lehramt. Darin legt der Präfekt der römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung eine schonungslose Analyse der katholischen Kirche vor. "Die Tagespost" veröffentlicht Auszüge der deutschen Übersetzung, die am 6. September erscheint, in ihrer neuen Ausgabe.
Kardinal sieht Weltlichkeit in der Kirche
In der Kirche der Gegenwart beobachtet Sarah Folgen der Säkularisierung. Als Symptome für diese Entwicklung nennt der Kardinal, dass das Gebet durch Aktivismus beeinträchtigt werde, echte Nächstenliebe zu humanitärer Solidarität und die Liturgie entsakralisiert werde. Auch der Begriff des Priestertums sei in einer Krise.
Wörtlich schreibt Sarah: "Die Säkularisation ist ein furchtbares Phänomen. Wie sollen wir es beschreiben? Man könnte sagen, es bestehe aus einer freiwilligen Blindheit. Christen wollen sich nicht mehr durch das Licht des Glaubens erleuchten lassen. Sie beschließen, zuerst einen Teil der Wirklichkeit auszublenden, dann einen anderen. Schließlich ziehen sie vor, ganz im Dunkeln zu leben. Darin besteht das Übel, welches die Kirche angreift. Wir wollen in der Praxis ebenso wie in der Theorie auf das Licht des Glaubens verzichten. Wir studieren Theologie und machen dabei aus Gott eine schlichte, rationale Hypothese. Wir lesen die Heilige Schrift, als sei sie ein Buch wie jedes andere und nicht von Gott inspiriertes Wort. Wir gestalten die Liturgie als Theater und nicht als geheimnisvolle Erneuerung des Kreuzesopfers. Immer mehr Priester und Gottgeweihte leben ganz und gar weltlich. Bald werden selbst die Christen so leben, 'als gäbe es Gott nicht'."
Lesen Sie den Vorabdruck aus "Herr, bleibe bei uns!" von Kardinal Robert Sarah in der neuen Ausgabe der "Tagespost".