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Papst Benedikts Glaubenswächter

Zum Tod des ehemaligen Glaubenspräfekten Kardinal William Joseph Levada.
Kardinal Levada ist tot
Foto: Tony Gentile (Reuters) | Levada war Präfekt der Glaubenskongregation während des Pontifikats von Benedikt XVI. – keine leichte Aufgabe.

Nach dem Tod von Kardinal William Joseph Levada hat Papst Franziskus gestern in einem Telegramm an Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco sein Beileid ausgedrückt. Mit großer Dankbarkeit, so der Papst, erinnere er sich „der Jahre seines priesterlichen und bischöflichen Dienstes unter den Christen in Los Angeles, Portland und San Francisco sowie seine besonderen Dienstes für den Apostolischen Stuhl“. Bereits am Freitag hatte Franziskus an einem Requiem im Petersdom für den ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation teilgenommen. Die Beerdigung des Kardinals soll in den kommenden Tagen in Kalifornien stattfinden. Er wurde 83 Jahre alt.

Nachfolger eines großen Gelehrten

Levada war Präfekt der Glaubenskongregation während des Pontifikats von Benedikt XVI. – keine leichte Aufgabe. Als unmittelbarer Nachfolger des Glaubenspräfekten Joseph Ratzinger beerbte er einen Mann,  der als herausragender Theologe und mit einer langen Amtszeit von fast einem Vierteljahrhundert an der Spitze der „Suprema“ Maßstäbe gesetzt hatte. Manche Beobachter vermuteten damals, dass Benedikt XVI. das Amt des Glaubenspräfekten vielleicht selber verwalten könnte. Aber der frisch gewählte Papst rief Levada nach Rom, der zuvor zehn Jahre Erzbischof von San Francisco gewesen war, und nahm ihn 2006 in das Kardinalskollegium auf.

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Es war die Zeit, als die Missbrauchskrise in den Vereinigten Staaten und der Fall des Gründers der Legionäre Christi, Marcial Maciel, und seinem Doppelleben noch nachwirkte. So war Levada mit der Umsetzung der Rechtsreformen von 2010 befasst, die das päpstliche Motu proprio „Sacromentorum sanctitatis tutela“ von  2001 nochmals verschärften, das den Umgang der Kirche mit den schwersten kanonischen Straftaten einschließlich des Kindesmissbrauchs neu geregelt und die Zuständigkeit für Missbrauchsfälle der Glaubenskongregation zugewiesen hatte.

Kardinal Ratzinger hatte William Levada kennengelernt, als dieser noch bis 1983 Offizial in der Glaubenskongregation war, bevor er zurück in die Vereinigten Staaten ging. Enger arbeiteten beide jedoch zusammen, als Levada als Erzbischof von Portland 1986 zu dem Redaktionskomitee hinzustieß, das den „Katechismus der Katholischen Kirche“ zu erarbeiten hatte.

Eine Heimat für Anglikaner

Als Präfekt der Glaubenskongregation war Levada auch Präsident der Päpstlichen Bibelkommission und der Internationalen Theologischen Kommission. Zudem ernannte ihn Benedikt XVI. 2009 zum Nachfolger von Kardinal Darío Castrillon im Amt des Präsidenten der damals noch bestehenden Kommission „Ecclesia Dei“. Nach dem Erlass der Apostolischen Konstitution „Anglicanorum Coetibus“ durch Benedikt XVI. im Jahr 2009 wurde unter Levadas Führung die Kongregation mit der Schaffung der Personal-Ordinariate für ehemalige Anglikaner beauftragt, die – Geistliche eingeschlossen – in die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche eintreten wollten. 2012, im letzten vollständigen Jahr seines Pontifikats, nahm Papst Benedikt den altersbedingten Rücktritt von Kardinal Levada als Glaubenspräfekt an. Dessen Nachfolger wurde Bischof Gerhard Ludwig Müller aus Regensburg.

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost.

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