Der katholische Theologe Professor Michael Seewald hält den Synodalen Weg in wesentlichen Teilen für hinfällig. Mit dem nachsynodalen Papstschreiben „Querida Amazonia“ seien zwei der vier Foren des Synodalen Weges „bereits erledigt, bevor sie ihre Arbeit begonnen haben“, sagte der Münsteraner Dogmatiker gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstag).
Für Seewald steht nach dem Schreiben von Papst Franziskus fest: „Für Frauen wird sich in der Kirche nichts zum Besseren wenden, und Veränderungen an der ehelosen Lebensform der Priester wird es auf absehbare Zeit nicht geben.“
Nachfolger von Kardinal Marx massiv unter Druck
Den Nachfolger von Kardinal Reinhard Marx an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz sieht Seewald, der mit 32 Jahren der jüngste Theologie-Professor in Deutschland ist, massiv unter Druck.
Der künftige Vorsitzenden der Bischofskonferenz werde „von zwei Seiten in die Zange genommen: von einer kleinen, aber lauten Minderheit deutscher Bischöfe, die keinerlei Veränderung will, und von der römischen Kurie, die diesen Bischöfen Schützenhilfe leistet“, meint Seewald. Er halte es für unwahrscheinlich, „dass Deutschland 2022 etwas bekommt, das Amazonien 2020 verweigert wurde“, so der Dogmatiker.
Es bleibt bei der "alten Masche"
Es bleibe also „bei der alten Masche: Man versucht, die Menschen tatkräftig an Zukunftsvisionen mitarbeiten zu lassen, damit sie das Gefühl bekommen, etwas bewirken zu können. Bis sie merken, dass das eine Illusion war und nichts passiert ist, sind wieder ein paar Jahre ins Land gegangen. Irgendwann ist dieses Spiel von Ankündigung, Hoffnung, Enttäuschung und neuer Ankündigung aber ausgespielt.“
Der neue Vorsitzende könnte sowohl Totengräber als auch „tragischer Held des Synodalen Wegs werden, wenn er sich für dessen Beschlüsse engagiert und in Rom scheitert“, zitiert der „Kölner Stadt-Anzeiger“ Seewald.
DT
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