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Marx: "Es geht auch um Macht"

Kardinal Marx zieht Synoden-Bilanz: Es geht um die Rettung der Welt – Weihe bewährter verheirateter Männer denkbar, Frauenfrage bleibt aktuell.
Kardinal Marx: Fazit zur Amazonas-Synode
Foto: Bernd von Jutrczenka (dpa) | Kardinal Reinhard Marx betonte, es gehe nicht um die Abschaffung des Zölibats, sondern um pastorale und kulturelle Umkehr und „um die Rettung der Welt".

„Die Eucharistie ist heilsnotwendig, der Zölibat nicht“ – mit diesem Zitat des Kirchenhistorikers Hubert Wolf begründete der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx am Montag in der Katholischen Akademie in Bayern, dass er weitere nichtzölibatär lebende Priester innerhalb der katholischen Kirche für denkbar und auch für angemessen hält. Gemeinsam mit einer Delegation aus Ecuador schilderte der Erzbischof von München, der zuvor an der Amazonas-Synode in Rom teilgenommen hatte, seine Eindrücke von den Beratungen.

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Marx: Geht nicht um Abschaffung des Zölibats

Keinen Hehl machte der Vorsitzende aus seinem Unmut über die von ihm als zu einseitig wahrgenommene Debatte in Deutschland. Es gehe nicht um die Abschaffung des Zölibats, unterstrich er. Es gehe um  pastorale und kulturelle Umkehr und „um die Rettung der Welt“. Aus Marx Sicht stellt sich die Frage, wie die Kirche auf Trauer, Sorgen und Ängste der Menschen reagiere: „Erkennen wir, was dran ist?“ fragte der Vorsitzende.

Unter Verweis auf die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils, derzufolge die Eucharistie „Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens ist“ wandte sich Marx gegen die in Teilen Amazoniens bestehende seltene Eucharistiepraxis. „Einmal im Jahr Eucharistie feiern - so geht es nicht“ und plädierte für eine „Entkolonialisierung“ auch in der Liturgie. Die katholische Kirche gewähre bereits Dispens vom priesterlichen Zölibat, erklärte der Vorsitzende und verwies namentlich auf Konvertiten und die Praxis einiger Ostkirchen. Der Zölibat sei kein göttliches Gesetz, sondern liege in der Hand des Papstes. Daher „muss nicht ein Punkt im Kirchenrecht geändert werden“.

Beratungen über Frauenfragen erfreuen Marx

In den unierten Kirchen gebe es bereits nichtzölibatäre Priester: „Die feiern die Eucharistie nicht weniger gültig als wir“. Eine Öffnung des Priesteramtes für bewährte verheiratete Männer auch in Europa hält Marx für denkbar: Die Eucharistie sei „so wichtig, dass es in bestimmten Situationen notwendig sein könne, auf diese Männer zu schauen.“ Der Zölibat werde nicht abgeschafft, auch wenn es „andere Formen“ priesterlicher Lebens gebe.

Erfreut zeigte sich der Münchner Erzbischof über die intensiven Beratungen der Synode über Frauenfragen. „Das Thema habe nicht nur unter den deutschen Teilnehmern eine große Rolle gespielt. Marx erwartet Kompetenzverschiebungen in der katholischen Kirche: Er könne sich nicht vorstellen, dass in fünfzig Jahren eine Bischofssynode in Rom tage, auf der nur Männer entscheiden. „So geht es nicht“.

Gleichberechtigung als "große Botschaft" des Christentums

Mit Nachdruck hob Marx die Gleichberechtigung als die „große Botschaft“ des Christentums hervor. Keine andere Religion habe die Gleichberechtigung von Mann und Frau so vorangebracht wie das Christentum. Die Kirche brauche eine Partizipation, die nicht nur dekorativ sei. „In der Frauenfrage geht es nicht nur um Weiheämter, sondern auch um Macht“. Er selbst wolle dafür kämpfen, damit klar werde: „Wir sind keine Männerkirche“. Es müsse zum Ausdruck kommen, „dass das ganze Volk Gottes Anteil an der Leitung“ habe und „nicht die Priester alleine die Herren der Kirche“ seien.

Kardinal Marx und Bischof Rafael Cob aus der Diözese Puyo im Amazonas-Tiefland (Ecuador) signalisierten, dass die vom Papst eingerichtete Studienkommission zum Diakonat der Frau ihre Arbeit fortsetzen werde. Dabei sollten die Möglichkeiten eines Frauendiakonats studiert werden.

DT/reg

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