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Kommt ein „amazonischer Ritus“?

Ein "amazonischer Ritus" wäre der Rahmen für verheiratete Priester und (vielleicht) auch für Frauen im Diakoninnenamt.
Diskussion über "amazonischen Ritus"
Foto: Vatican Media | Am Donnerstag traf Papst Franziskus eine Gruppe von Indios, die sich zur Synode oder zu Amazonas-Veranstaltungen rund um den Vatikan in Rom aufhalten.

Mit den Zusammenfassungen der Ergebnisse der zwölf Sprachkreise ist die Amazonas-Synode in eine kurze Pause gegangen, die vor allem dazu dient, auf Grundlage der Arbeit in den Arbeitskreisen das Schlussdokument der Bischofsversammlung zu erarbeiten, das in der letzten Synodenwoche diskutiert wird, am 26. Oktober zur Abstimmung steht und dem Papst anschließend als Empfehlung bei der Abfassung eines postsynodalen Apostolischen Schreibens dienen soll. Es gab zwei italienische Sprachkreise, vier portugiesische, fünf spanische sowie einen gemischt englisch/französischen Sprachkreis.

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Die „viri probati“ bleiben ein Hauptthema

Neben dem großen Thema der umfassenden Ökologie, in denen die Synode aber kaum über den „Basistext“ der Versammlung, die Enzyklika „Laudato si’“ von Franziskus, hinausgeht, sondern allenfalls das dort Gesagte anhand der Verhältnisse und Umweltgefährdungen im Amazonasgebiet nochmals durchbuchstabiert, ging es den Synodalen vor allem um die Inkulturation des Evangeliums in den Gemeinschaften der Indigenen und die Begleitung der oft weit auseinanderliegenden und schwer zu erreichenden Gemeinden im Amazonasgebiet.

Die regelmäßige Feier der Eucharistie und die Rolle der Frau standen dabei im Vordergrund. Fast alle abschließenden Berichte erwähnen die Weihe von bewährten verheirateten wie ledigen Männern, die in diesen Gemeinden mit oder ohne eigene Familie leben. Die meisten Sprachgruppen befürworten sie. Einige sprechen auch den Diakonat für die Frau an, wenn diese Leitungsaufgaben in den Gemeinden wahrnehmen. Andere Gruppen sprechen mehr von neuen Formen der Beauftragung oder einem besonderen Amt für die Frauen.

Ein Ritus für die Völker Amazoniens

Der Rahmen, in dem etwa die Weihe von „viri probati“ stattfinden könnte, wäre ein mehrfach angesprochener „amazonischer Ritus“, der nicht nur die Liturgie umfasst, sondern das gesamte liturgische, theologische, disziplinäre und spirituelle Patrimonium der Indigenen am Amazonas. Es gibt heute ungefähr 23 Riten, die sich von den ersten Jahrhunderten an in der mit Rom verbundenen Kirche herausgebildet haben. Einige byzantinische Ostkirchen und die Kopten kennen ein verheiratetes Priestertum. Ein „amazonischer Ritus“, in dem es auch verheiratete Priester gibt, ginge weit über die Frage der „viri probati“ oder von möglichen Diakoninnen hinaus. Er beträfe die Sprache, indigene Riten und Symbole, spirituelle Besonderheiten oder auch das, was manche Synodenteilnehmer die „indigene Theologie“ nennen.

„Das Evangelium in die Kultur integrieren“

Papst Franziskus hatte am Donnerstagnachmittag eine Gruppe von Indios empfangen, die entweder an der Synode teilnehmen oder bei den etwa 120 Ausstellungen und Veranstaltungen mitwirken, die derzeit rund um den Vatikan veranstaltet werden und etwa vom Netzwerk REPAM oder auch dem Hilfswerk Misereor betreut werden. Dabei fasste der Papst seine Vorstellung von der Inkulturation des Evangeliums zusammen: Das Evangelium sei wie ein Same, der in unterschiedliche Böden gesät werde und unter dem Einfluss des jeweiligen Ackerbodens wachse und sich entsprechend entfalte.

So habe sich das Christentum, das in der jüdischen Welt geboren wurde, in der griechisch-lateinischen Welt weiterentwickelt. Von dort sei es in andere Länder und in andere Ackerböden gelangt, etwa in den slawischen Raum, den des Orients oder Amerikas. Das Evangelium, so Franziskus weiter, müsse sich in eine Kultur integrieren, denn „die Völker empfangen die Botschaft von Jesus mit ihrer jeweils eigenen Kultur“. Ob diese Überlegungen des Papstes in die Beratungen der letzten Synodenwoche einfließen und vielleicht Thema des nachsynodalen Schreibens werden, ist nicht auszuschließen.

DT/gho

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